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Kracht, Bisky, Harvey sind für den Leipziger Buchpreis nominiert
Am 27. März wird der Leipziger Buchpreis verliehen. Die Nominierten stehen jetzt fest. Für sein „berauschendes literarisches Rätsel“ (so die Jury) „Air“ wird Christian Kracht in der Kategorie Belletristik nominiert. In parallelen Handlungssträngen erzählt er von dem Schweizer Dekorateur Paul, der in einer kleinen schottischen Inselstadt lebt und einen obskuren Designauftrag aus Norwegen bekommt. Er führt ihn weit über die Grenzen seiner Welt hinaus, in eine Wortlandschaft zwischen Realität und Traum. Nominiert sind außerdem Cemile Sahin mit „Kommando Ajax“, Kristine Bilkau mit „Halbinsel“, Esther Dischereit mit „Ein Haufen Dollarscheine“ sowie Wolf Haas mit „Wackelkontakt“, dem Buch also, das in diesem Frühjahr alle gelesen haben. Den Leipziger Autor Clemens Meyer durfte die Jury übrigens nicht berücksichtigen. Dieses Jahr haben sich nämlich die Spielregeln des Preises geändert: Ehemalige Preisträger*innen können nicht noch einmal nominiert werden. Also wird Clemens Meyer mit seinem Roman „Projektoren“ auch diesen Preis nicht kriegen. Den Bayerischen Buchpreis hat er ja immerhin.
Menschen seien im Grunde friedliebend und Krieg sei als kulturelle Erfindung abschaffbar: Angesichts der Gegenwart scheint diese These aus dem Buch „Die Evolution der Gewalt“ befremdlich. Der Archäologe Harald Meller, der Evolutionsbiologe Carel van Schaik und der Historiker Kai Michel spüren der Geschichte von Krieg und Gewalt nach und zeigen: In der Altsteinzeit hat es der Mensch immerhin Hunderttausende Jahre geschafft, friedlich zu leben, bevor sich Sesshaftigkeit und Nationalstaaten durchsetzen. Die anderen Nominierungen im Bereich Sachbuch gehen an Irina Rastorgueva mit „Pop-up-Propaganda“, Maike Albath mit „Bitteres Blau“, Jens Bisky mit „Die Entscheidung“ und Sandra Richter mit der Biografie „Rainer Maria Rilke oder Das offene Leben“.
Neu übersetzt hat Lilian Peter den US-amerikanischen feministischen Klassiker „Angst vorm Fliegen“ von Erica Jong. Dafür wurde sie in der Kategorie Übersetzungen nominiert. In den 70ern sorgte die erotisch abenteuerliche Reise der New Yorker Lyrikerin Isadora Wing durch Europa sowohl für einen Aufschrei als auch für einen großen Anklang. Nominiert wurden außerdem die Übersetzungen „Kälte“ (Szczepan Twardoch) von Olaf Kühl aus dem Polnischen, „Die Eisenbahnen Mexikos“ (Gian Marco Griffi) von Verena von Koskull aus dem Italienischen, „Feuerdörfer. Wehrmachtsverbrechen in Belarus – Zeitzeugen berichten“ (Ales Adamowitsch, Janka Bryl, Uladsimir Kalesnik) von Thomas Weiler aus dem Belarussischen und der Feuilletonliebling „Umlaufbahnen“ (Samantha Harvey) von Julia Wolf aus dem Englischen.
Die Jury besteht aus Katrin Schumacher (Juryvorsitz), Zita Bereuter, Cornelia Geißler, Kais Harrabi, David Hugendick, Thomas Hummitzsch und Judith von Sternburg.
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