unterm strich:
Serebrennikov durfte aus Russland ausreisen
Der russische Film-, Opern- und Theaterregisseur Kirill Serebrennikov ist am Wochenende überraschend in Hamburg eingetroffen und hat seine Arbeit am Thalia Theater aufgenommen. Noch im Sommer 2020 war er wegen „Veruntreuung“ von Geldern zu einer dreijährigen Bewährungsstrafe mit Ausreiseverbot aus Russland verurteilt worden, wie das Thalia Theater am Montag mitteilte. Serebrennikov hatte während seines Ausreiseverbots zahlreiche Inszenierungen per Zoom und Video in ganz Europa geleitet. Serebrennikov war im Sommer 2017 verhaftet und unter Hausarrest gesetzt worden. Das von der Staatsanwaltschaft geforderte Straflager wurde beim Prozess im Sommer 2020 in eine dreijährige Bewährungsstrafe mit Ausreiseverbot aus Russland umgewandelt. Seit Montag leitet er nun die Proben seiner Inszenierung von Tschechows Erzählung „Der schwarze Mönch“ am Thalia Theater mit russischen, deutschen, amerikanischen, armenischen und lettischen Künstlern. Die Premiere ist für den 22. Januar vorgesehen. Die Ausreiseerlaubnis für Serebrennikov sei eine Ermutigung für die Idee der Freiheit und für die Kunst, sagte Thalia-Intendant Joachim Lux. Er schätze neben der Menschenfreundlichkeit Serebrennikovs innere Unabhängigkeit und Kompromisslosigkeit für die Freiheit der Kunst. „Ein großes Wunder, das in schwierigen Zeiten Kraft gibt“, meint Lux. Der Regisseur selbst zeigte sich bei seiner Ankunft froh, nach viereinhalb Jahren wieder in Hamburg arbeiten zu dürfen. „Das ist ein gutes Zeichen und bestimmt kein Zufall.“ Nach der Premiere wird Serebrennikov wegen eines internationalen Films nach Moskau zurückkehren.
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