unterm strich:
Kritik an dichten Grenzen seit Corona
Die Grenzschließungen im Zuge der Coronapandemie haben nach Ansicht mehrerer Träger des deutsch-tschechischen Journalistenpreises großen Schaden angerichtet. Es seien sehr viele Vorbehalte wieder aufgebrochen, „von denen ich nicht gedacht hätte, dass sie wieder an die Oberfläche kommen“, sagte Preisträgerin Heidi Wolf am Freitag beim Lesefest „Leipzig liest extra“. Die Journalistin berichtet seit mehr als 30 Jahren für den Bayerischen Rundfunk (BR) aus der tschechischen Grenzregion. Wolf kritisierte Teile der Pandemiepolitik auf beiden Seiten der Grenze als „Armutszeugnis“. In der Krise sei vielen Grenzpendlern vermittelt worden, sie seien „plötzlich ein Mensch, ein Arbeitnehmer zweiter Klasse“, sagte sie. Das habe zu einem Bruch geführt. Es gebe viele Verletzungen, „ein riesengroßes Misstrauen“ und sehr viel aufzuarbeiten. Wolfs tschechischer Co-Preisträger Pavel Polák sagte, für Deutsche und Tschechen in der Region habe die Grenze gar nicht mehr existiert, „und auf einmal war sie wieder da“. Er glaube, Pendler und andere Bewohner der Region hätten „am meisten Leid davongetragen“. Er sei nicht sehr optimistisch, dass Politiker in Deutschland und Tschechien im Herbst anders handeln würden. Der dritte Preisträger, Filmemacher Robert Jahn, kritisierte, Menschen, die ihr Leben auf beiden Seiten der Grenze eingerichtet haben, seien plötzlich nur noch als Arbeitskräfte wahrgenommen worden. Zugleich nannte er es ein Glück, dass sich jüngere Generationen „dieses Europa nicht wieder wegnehmen lassen wollen“. Ihnen sei es wichtig, „dass sie sich nicht über einen Nationalstaat definieren“.
Meisterwerk von Bernini wiederentdeckt
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) präsentieren seit Freitag ein bisher verloren geglaubtes Meisterwerk des Vatikankünstlers Gian Lorenzo Bernini (1598–1680) in einer Ausstellung. Der Totenkopf aus weißem Carraramarmor sei zufällig in der Dresdner Skulpturensammlung entdeckt worden, sagte Kuratorin Claudia Kryza-Gersch in Dresden. Es galt als verschollen. Das detailliert gearbeitete Werk zeige die große Virtuosität Berninis. Die Nasenscheidewand etwa sei so fein „wie ein Stückchen Papier“. In Marmor zu arbeiten bedeute die „Königsdisziplin“ für einen Künstler. Gefertigt wurde der lebensgroße Schädel 1655 für Papst Alexander VII., mit dem Bernini später eng befreundet war. Die Ausstellung „Bernini, der Papst und der Tod“ ist bis zum 5. September in der Sempergalerie am Zwinger zu sehen.
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