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Archiv-Artikel

unterm strich

Nein, es wird im Kulturteil dieser Zeitung keine Besprechung der neuen Platte der Rolling Stones geben. Da können sie tausendmal Bush kritisieren oder sonst wie versuchen, sich zu einem Thema zu machen. Brauchen wir nicht, wollen wir nicht, finden wir grenzdebil und bescheuert. Und dieser ganzen Rockistenscheiß, den die Agenturen nun zum Auftakt der US-Tour liefern, Sätze wie „sie machten mächtig Druck“ – davon rollen dem Popredakteur die Fußnägel hoch. Womit nichts gegen die Stones als historisches Phänomen oder Band mit einem ziemlich großen Stapel großartiger Stücke gesagt sein soll. Wir sind ja nicht blöd. Im Unterschied zur CDU etwa, die sich mit der Benutzung des großen Stones-Heulers „Angie“ zwar ein junges Image geben will, aber laut Time bei der Band nicht um Erlaubnis gefragt hat (und die wollen das nicht). Die CDU streitet die Vorwürfe allerdings ab.

Am interessanteren Ende des blutigen Geschäfts der internationalen Diplomatie dürfte ein Film spielen, den laut Branchenmagazin Variety nun eine russische Produktionsfirma plant. Der dreißigminütige Kurzfilm soll die ukrainische Premierministerin Julia Timoschenko und den georgischen Präsidenten Michael Saakaschwili beim Sex zeigen. Natürlich nicht die reale Timoschenko und den realen Saakaschwili, dann würde das Ganze auf den vorderen Seiten verhandelt werden. Nein, Schauspieler werden es sein (Lena Berkowa, eine ehemalige Pornodarstellerin im Falle der Julia). Das Ganze soll unter dem Titel „Julia“ als Musical auf den Markt kommen. Drehbuchautor ist Alexej Mitrofanow, ein Politiker der russischen Liberaldemokraten, die den Bestrebungen der Ukrainer und Georgier, sich von Moskau zu lösen, noch weniger abgewinnen können als die anderen russischen Parteien.