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unterm strich

Wenn man heute noch zur Würdigung ein Thomas-Mann-Zitat heranziehen kann, dann muss es sich nicht nur um ein bewegtes, sondern auch um ein langes Leben handeln. Bei Paula Wessely ist beides der Fall. „Sie hält einen Platz in der kleinen Galerie der Frauen, die mir, meist ohne es zu wissen, das Herz bewegt haben“, schrieb der Zauberer über die junge Schauspielerin. Wie gestern bekannt wurde, ist die Grande Dame des deutschen Theaters am Donnerstag in ihrer Heimatstadt Wien im Alter von 93 Jahren gestorben.

Der Tochter eines Wiener Fleischers war 1932 am Deutschen Theater in Berlin der Durchbruch gelungen. Von der deutschen Filmindustrie zum Typus der „deutschen Frau“ mit schlichtem Charme aufgebaut, gehörte die Darstellerin in den Dreißiger- und Vierzigerjahren zu den bestbezahlten Stars. In ihrer raschen Karriere ließ sich die Schauspielerin von den Nationalsozialisten hofieren und wirkte in dem NS-Propagandastreifen „Heimkehr“ mit. Später bedauerte sie, dass sie nicht den Mut aufgebracht hatte, sich der Vereinnahmung zu widersetzen. Wegen ihrer Solidarität mit jüdischen Kollegen rehabilitiert, setzte Paula Wessely nach 1945 ihre Filmkarriere mit „Der Engel mit der Posaune“ (1948) fort. Ihren Abschied von der Bühne nahm sie 1986 am Burgtheater, wo sie seit 1953 als Ensemblemitglied große Erfolge gefeiert hatte.

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