unterm strich :
Zunächst einmal fehlt etwas: Kultur. In Hamburg. Im Lokalteil der taz. Weil die Verantwortlichen streiken. Stattdessen wollen sie ihre Situation erklären. Und die ist nicht gut. Seit Jahren müssen dort zwei Redakteure die Seiten planen, layouten, redigieren und bis zur Korrektur die tägliche Produktion der Seite abwickeln. Jetzt gibt es nur noch eine Vollstelle und dazu eine halbe, mit der der gesamte Aufwand bewältigt werden soll. Für die Hamburger Geschäftsführung ist die Kürzung eine notwendige Sparmassnahme, für den übrig gebliebenen Redakteur eine schlichte Überforderung. Recht hat er, immerhin ist Hamburg eine Millionenstadt – wie soll da ein einzelner Mensch durch das gesamte Kulturleben durchblicken können?
Außer Björk und Lars von Trier wurden noch einige andere Filmschaffende in Cannes mit Palmen glücklich gemacht. Der chinesische Regisseur Jiang Wen erhielt für seinen Film „Devils On The Doorstep“ den Großen Preis der Jury. Das muss ein Missverständnis gewesen sein, denn unter KritikerInnen gilt die Geschichte über den chinesischen Befreiungskampf gegen Japan als „groteske und plumpe Komödie, die in politisches Drama abkippt und dadurch zynisch wird“. Sagt Frau Nicodemus. In Ordnung ist dagegen der Darsteller-Preis für Tony Leung, der in Wong Kar-Wais „In The Mood For Love“ in Maggie Cheung verliebt sein darf (und wer wäre das nicht?). Der taiwanische Filmemacher Edward Yang wurde für „Yi Yi“ (A One and a Two) zumindest mit einer besonderen Erwähnung ausgezeichnet. Der Fipresci-Preis der internationalen Filmkritik ging an „Eureka“ von Aoyama Shinji aus Japan.
Wenn schon der deutsche Film keine Preise einheimst, dann wenigstens die deutsche Kunst. Und nicht bloß Trophäen, sondern echtes Geld. Auf den Frühjahrsauktionen für zeitgenössische Kunst in New York waren Gerhard Richter, Sigmar Polke und Thomas Struth erfolgreich. Richters Totenkopf-Darstellung wurde für 3 Millionen Mark verkauft, Polkes Bild „Drei Frauen“ sogar für 3,5 Millionen Mark – das ist mehr als doppelt so viel wie der bisherige Höchstpreis für einen Polke. Selbst Thomas Struth ist inzwischen mit seiner Plattenkamera-Fotografie aus dem Pantheon in Rom bei 600.000 Mark angekommen. Darauf einen Asbach-Uralt.
Und zum Schluss noch eine gute Nachricht für Nordlichter: Zum vierten Mal schwimmen bis Ende September Kunstwerke auf der Schlei in Schleswig. Die Aktion „Kunstraum Wasser“ wurde von der Künstlerinnengruppe „Kirschkern“ als „Galerie auf dem Wasser“ initiiert und war erstmals 1996 gezeigt worden – „viel beachtet von Einheimischen und Urlaubern“, wie dpa mit Freude vermeldet.
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