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unterm strich

Die Kandidaten für den britischen Turner-Preis sind bekannt gegeben worden. Auf eine Ausstellung in der eben erst eröffneten Tate Modern Gallery dürfen sich freuen: Glenn Brown, Michael Rädecker, Tomoko Takahashi und Wolfgang Tillmans. Damit sind gleich drei Künstler nominiert, die nicht in Großbritannien geboren wurden. Das ist für ein Land, das sich bislang sehr nationalbewusst über „young british artists“ definiert hatte, ziemlich erstaunlich. Tatsächlich war Takahashi als Student aus Japan nach England gekommen, und der Fotograf Tillmans hat sein Domizil in London, seit er viel für i-D, Face und Vogue arbeitet. Umgekehrt fehlen jetzt Künstlerinnen, die in den letzten Jahren ohne große Quotierungsdebatten in die Endauswahl gekommen waren. Vielleicht liegt es ja am Streit um die Arbeit von Tracy Emin, die 1999 ein verranztes Bett mit schmutzigen Laken präsentiert hatte, dass von Wodkaflaschen, Kopfschmerztabletten und benutzten Kondomen gesäumt war. Die Tagebuch-Installation wurde in den Medien scharf angegriffen, weil sie angeblich nur noch auf Skandal setzte und wenig auf Kunst. Diese Auseinandersetzung wird dieses Jahr ausbleiben: Alle vier Künstler arbeiten relativ konventionell mit Malerei, Foto, Skulptur und Video. Entsprechend kann man davon ausgehen, dass dann doch die Herkunft zum Problem gemacht wird. Irgendein Streit geht immer.

Keinen Skandal, sondern eine clevere Werbemaßnahme hat sich die Stadt Hildesheim ausgedacht. Dort sollen mit Aktionen des Forum-Literaturbüros Passanten und moderne Lyrik zusammengebracht werden: Von Freitag an stehen in der Innenstadt fünf Gedicht-Säulen zum Lesen parat. Die Texte auf den Säulen stammen von professionellen Autoren, aber auch von Schülern, einem Lkw-Fahrer oder Promis wie Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn. Außerdem wird ein „Poets Corner“ eingerichtet, wo Dichter fürs Volk dichten.

Die Welt hat es ins Gespräch gebracht, die Welt lässt es nun auch dementieren: Der amerikanische Opern-Mäzen Alberto Vilar denkt derzeit nicht daran, sich bei einem der drei überschuldeten Berliner Opernhäuser finanziell zu engagieren. „Die Stadt liegt nicht auf meinen Flugrouten“, sagte der 59-Jährige im Interview mit der Zeitung. „Ich habe keine wirkliche Beziehung zu Berlin. Ich höre nur, dass hier alle dieselben Stücke spielen. Das ist unsinnig. Man muss unterschiedliche Stücke für unterschiedliche Zuschauer entwickeln.“ Sprach’s, und die Welt hatte wieder eine Meldung für dpa. Das nennt man gutes Marketing.

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