unterm strich:
Der Streit um die Aufführung des Theaterstücks „Corpus Christi“ in Weimar spitzt sich zu. Mit massiven Angriffen in ganzseitigen Anzeigen forderte die Hamburger Vereinigung „Die Deutschen Konservativen“ in Thüringer Tageszeitungen ein Verbot des Gastspiels. „Das anständige Weimar sollte diese Schande stoppen“, heißt es in dem Aufruf, der von der „Mannschaft der Deutschen Konservativen“ mit dem Physiker Gustav Krüger, dem Juristen Günther Ossmann, dem früheren Berliner Innensenator Heinrich Lummer sowie den Journalisten Joachim Siegerist und Michael Stange unterzeichnet ist. Heinrich Lummer ist also wieder am Start, das ist gut, und „Mannschaft der Deutschen Konservativen“ ist natürlich großartig. Was das Deutschlandteam sich dann so vorstellt, ist, wie man sich denken kann, furchtbar: Die Unterzeichner fordern die Weimarer Bürger dazu auf, von Oberbürgermeister Volkhardt Germer die Absetzung der für 6. Juli geplanten Aufführung zu verlangen. Unter der Überschrift „Ein schlimmes ,Sudel-Stück‘ zieht Weimar in den Schmutz“ wird die Inszenierung des Theaters Heilbronn in Verbindung gebracht mit der Vereinnahmung der Stadt durch die Nationalsozialisten, die sowjetische Besatzungsmacht und das SED-Regime: „Nach Hitler, Stalin, Ulbricht und Honecker – Fanatiker missbrauchen Weimar schon wieder“. Zudem solle mit dem neuen „ideologischen Generalangriff“ die heilige Familie „niedergemacht werden“. Oberbürgermeister Germer hatte sich nachdrücklich gegen eine Absetzung von „Corpus Christi“ ausgesprochen.
Unseren täglich Stölzl gib uns heute. Diesmal kommt er aus Rheinsberg: Der Komponist und Festivalleiter der Rheinsberger Kammeroper, Siegfried Matthus, hat sich gegen ein gemeinsames Management für die drei Berliner Opernhäuser ausgesprochen. „Hoffentlich wird es kein Opernkombinat. Das wäre furchtbar“, sagte Matthus der Berliner Morgenpost. Der Berliner Kultursenator Christoph Stölzl hatte in der vergangenen Woche in einem Bericht zur Bühnenstrukturreform Zusammenlegungen und Verschlankungen bei den Opernhäusern vorgeschlagen, um dem steigenden Kostendruck bei knapper werdenden öffentlichen Geldern zu begegnen. „Ein künstlerisches Haus muss von einer künstlerischen Persönlichkeit nach einem eigenständigen Konzept geführt werden“, sagte Matthus. Unter einem gemeinsamen Generalintendanten drohten die Opernhäuser ihr eigenständiges Profil zu verlieren. Allerdings sei es vernünftig, über die Zusammenlegungen von Verwaltungsaufgaben und Werkstätten nachzudenken, sagte Matthus. Amen.
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