unterm strich:
So müssen wahre Männer sein: vor Muskeln strotzend, kampfesmutig und martialisch, vielleicht auch in Ehrfurcht gebietender Rüstung. Gladiatoren eben. Da es davon heute leider nur noch wenige Exemplare gibt, muss frau auf Umwegen versuchen, an sie heranzukommen, und ins Museum gehen. Dafür bietet sich das Historische Museum Speyer an, wo zurzeit die Ausstellung „Gladiatoren und Caesaren“ läuft. Aber von wegen „Spartakus“ und „Ben Hur“! Die echten Gladiatoren verbrachten ihre Tage mitnichten nur mit Wagenrennen, wie wir es aus den einschlägigen Hollywoodschinken kennen. Sie traten auch auf Beerdigungen auf, da zu Ehren des Toten Blut fließen sollte. Erst unter Julius Caesar wurden Gladiatorenkämpfe zur Massenveranstaltung, für die eigens Stadien errichtet wurden. Das Merchandising boomte: Schon im Jahre 70 vor Christus konnte der wahre Fan Vasen und Kannen mit dem Bild seines Favoriten kaufen. Organisation und Finanzierung der Spiele lagen in den Händen der regionalen Beamten, die das Spektakel öffentlichkeitswirksam zur Eigenwerbung nutzten. Das wäre doch überhaupt eine nette Idee. Den nächsten Wahlkampf tragen Schröder und Merkel in der Arena aus. Wer zuerst das weiße Tuch schwenkt, hat verloren und muss mit Möllemann Fallschirm springen.
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