unterm strich:
Zwei Spitzenpositionen in der Berliner Kulturlandschaft werden in jedem Fall vor der Sommerpause neu besetzt, – vermutlich am kommenden Montag: Das Kuratorium der Berliner Festspiele entscheidet über die Nachfolge des Berlinale-Chefs Moritz de Hadeln und des Intendanten der Festspiele, Ulrich Eckhardt. Als „Favorit“ für den Berlinale-Posten gilt der Geschäftsführer der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, Dieter Kosslick. Dieser „Favorit“ ist allerdings zugleich der einzige und zudem von Kulturstaatsminister Naumann protegierte Kandidat für diesen Job: „ein hochkompetenter Mann, der frischen Wind in die Berlinale bringen“ könne, findet der Minister, der beharrlich von weiteren Kandidaten spricht. Die allerdings kennt bisher niemand. Für die Leitung der Berliner Festspiele, die unter anderem die Berlinale, das Theatertreffen und die Festwochen veranstalten, wurde Joachim Sartorius vorgeschlagen, der derzeitige Generalsekretär des Goethe-Instituts. Auch Sartorius ist ein Naumann-Kandidat: Mit ihm käme ein weltgewandter und diplomatisch erfahrener Kulturpolitiker mit „beispielhaftem Kunstsinn und Sensibilität“, freut sich Naumann. Alea iacta est.
Der Verlag Rütten und Loening verlässt Berlin. Die Tochtergesellschaft des Berliner Aufbau-Verlags wird auf Wunsch des Verlagschefs Bernd Lunkewitz nach Frankfurt umziehen. Frankfurt, erklärte Lunkewitz der Süddeutschen Zeitung, liege in der Mitte der Republik, Vertreterkonferenzen seien also leichter zu organisieren als in Berlin. Außerdem gebe es von Frankfurt aus Direktflüge nach New York. Der Hintergrund für den Umzug ist allerdings ein anderer. Lunkewitz wollte seinen expandierenden Verlag in einer Immobilie nahe dem Stammhaus des Verlags am Hackeschen Markt unterbringen. Der Senat allerdings entschied sich für einen Hamburger Investor. Lunkewitz fühlt sich nicht lieb gehabt: So sei zum Beispiel zur 50. Geburtstagsfeier des Aufbau-Verlags kein Senatsvertreter erschienen. Rache ist süß: Mit dem Umzug von Rütten und Loening verliert der Verlagsstandort Berlin weiterhin an Bedeutung. Teile des Ullstein Verlags haben die Stadt bereits Richtung München verlassen, die Entscheidungen für Eichborn Berlin und Rowohlt Berlin werden in den Haupthäusern Frankfurt und Hamburg gefällt. Auch der ehemalige DDR-Verlag Volk und Welt zog Anfang des Jahres nach München. Doch es geht nicht nur um Standorte: Sollte Lunkewitz, wie befürchtet, auch den Aufbau-Verlag nach Frankfurt umsiedeln, ginge das Kapitel „ostdeutsche Verlagslandschaft“ dem Ende zu.
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