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unterm strich

Man darf niemandem glauben in Hollywood. Tom Kummer nicht wegen der fingierten Interviews, aber offenbar auch denen nicht, die frei heraus Interviews geben. Zum Beispiel Wolfgang Petersen. Der hatte zur Premiere von „Der Sturm“ noch erzählt, es habe zu Story und Charakteren des Films über den Untergang des Schiffs „Andrea Gail“ genaue Absprachen mit den Verwandten der Opfer gegeben. So kamen seine Worte jedenfalls aus dem Mikrofon der ansonsten trantütigen Viva-Moderatorin.

Inzwischen sind die Verwandten des Kapitäns, der von George Clooney gespielt wird, allerdings vor Gericht gezogen. Der Anwalt der Familie sagte, Billy Tyne werde im Film als skrupellos, risikofreudig, selbstbezogen und manisch dargestellt. Das Produzentenstudio Warner Bros., gegen das die Klage erging, benutze den Namen der Familie unrechtmäßig und beute ihn für kommerzielle Zwecke aus.

Tynes Witwe Jodi und die Töchter Billie-Jo Francis und Erica verlangen nun Schadenersatz in unbekannter Höhe und ein Verbot des Films. Eine Sprecherin des Studios wies die Kritik zurück: Die Klage sei „nicht die Mühe wert“. Der Film beschreibe ein bekanntes historisches Ereignis, in dem Tyne weder herabgesetzt noch sein Andenken verletzt werde. Das Studio brauche nicht die Erlaubnis der Familie, um Tyne zu porträtieren, und werde für die Grundrechte der Meinungsfreiheit kämpfen.

Da passt es, dass eine Ausstellung über das spannungsreiche Verhältnis des Schriftstellers Heinrich Böll zur Justiz jetzt im Kölner Oberlandesgericht eröffnet wurde. Böll war in den 70er-Jahren in zahlreiche Rechtsstreitigkeiten verwickelt gewesen. Auch hier ging es um das Grundrecht der Meinungsfreiheit. Was sonst.

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