piwik no script img

unterm strich

Wenn das mal keine freudige Nachricht ist: Für seine Initiativen zur Förderung eines internationalen Dialogs zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur erhält der Automobilkonzern DaimlerChrysler den „Europäischen Kulturpreis 2000“ der Europäischen Kulturstiftung „Pro Europa“. Kaum hat man ein paar Peanuts in kulturelle Imagewerbung gesteckt, schon zahlt sich das eingesetzte Kapital in schönster, weil undotierter, also nur ehrenhafter Rendite aus. Wie DaimlerChrysler mitteilte, wird der Preis am 9. September in Kopenhagen in Anwesenheit der dänischen Königin Margarethe II. verliehen. Kommunikationschef Christoph Walther wird die Auszeichnung aus den Händen des Ehrenpräsidenten des Europäischen Parlaments, Senator Louis Jung – kennen wir diesen Herrn? –, in Empfang nehmen. Ist übrigen schon der dritte Preis, den das globale Unternehmen einsackt. Neben dem deutschen Multimedia Award 2000 wurde das Unternehmen noch mit dem Deutschen PR- Preis 2000 der deutschen Public Relations Gesellschaft ausgezeichnet. PR-Preis, das klingt doch einleuchtend und vernünftig.

Und nun zu einer Ehrung, die substanzieller ist: Der Theatermacher und Publizist Ivan Nagel wird heute in Berlin mit dem diesjährigen Moses-Mendelssohn-Preis ausgezeichnet. Die vom Land Berlin ausgelobte Ehrung wird zur „Förderung der Toleranz gegenüber Andersdenkenden und zwischen den Völkern, Rassen und Religionen“ verliehen und ist mit 20.000 Mark dotiert. Nagels Selbstverständnis als kritischer Intellektueller liege in der Tradition der europäischen Aufklärung und weise deutliche Parallelen zu Leben und Werk von Mendelssohn auf, hatte die Jury ihre Entscheidung begründet. Seine Tätigkeit als Ratgeber für das Berliner kulturelle Leben komme der Weltoffenheit der Hauptstadt zugute. Der 1931 in Budapest als Sohn eines jüdischen Textilfabrikanten geborene Nagel war in den 60er-Jahren Chefdramaturg der Münchner Kammerspiele und in den 70er-Jahren Intendant des Deutschen Schauspielhauses Hamburg. Nagel gründete und leitete auch die Festspiele „Theater der Welt“. Seit 1989 ist er Professor für Geschichte und Ästhetik der darstellenden Künste an der HdK.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen