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unterm strich

Der Disney-Konzern macht seiner Vorreiterrolle bei der globalen Infantilisierung wieder einmal alle Ehre. Die Firma kündigte jetzt an, auf ihrem hauseigenen Fernsehkanal ABC vor neun Uhr abends keine Werbespots mehr für Filme mit einem R-rating (also für Zuschauer ab 15 Jahren) zu senden. Die Entscheidung fiel nach einer bundesweiten Untersuchung der US-Handelskammer, die einmal mehr den schädlichen Einfluss der amerikanischen Unterhaltungsindustrie auf Kinder und Jugendliche kritisierte. Wenn das so weitergeht, lohnt es sich wahrscheinlich demnächst kaum noch aufzustehen.

Genau diese Entertainmentindustrie drängt es jetzt in den Weltraum (da sehnt man sich doch manchmal nach Miss Piggy und ihren guten alten Schweinen im Weltall zurück). Der amerikanische Fernsehseriendesigner Mark Burnett hat nämlich gerade einen Vertrag mit dem Fernsehsender NBC unterschrieben. Gegenstand des Deals ist Burnetts Idee einer Reality-TV-Serie namens „Destination Mir“, in der ein Zuschauer für einen Aufenthalt in der russisschen Raumkapsel ins All geschossen werden soll. Burnett, der für seine Idee 40 Millionen Dollar bekommen wird, hat bereits die von RTL 2 als „Inselduell“ kopierte Serie „Survivor“ erfunden. Für „Destination Mir“ sollen die Serienkandidaten verschiedene Aufgaben in einem „space camp“ lösen. Der Gewinner darf dann den Mir-Astronauten auf die Nerven gehen.

Der Übersetzer Henryk Bereska erhält den diesjährigen Hans-Sahl-Preis des Autorenkreises der Bundesrepublik. Der 1926 in Kattowitz geborene Literat habe sich vor allem mit polnischen Klassikern sowie hochrangigen Gegenwartsautoren aus Polen den Ruf eines erstklassigen Übersetzers erworben, erklärte der Autorenkreis am Mittwoch in Berlin. Der nach dem Publizisten und Exilschriftsteller Hans Sahl (1902 – 1992) benannte und mit 20.000 Mark dotierte Preis wird am 5. Oktober im Berliner Literaturhaus übergeben. Bereska wurde nach dem Studium der Slawistik und Germanistik in Berlin freiberuflicher Übersetzer und Herausgeber polnischer Literatur. Bereits in den 50er-Jahren habe er sich von der DDR-Diktatur distanziert, jedoch das Land nicht verlassen. Neben seinen Übersetzungen hat Bereska in den vergangen Jahren auch ein eigenes Werk mit Lyrik und Aphorismen herausgebracht. Der Hans-Sahl-Preis wird seit 1995 an Autoren vergeben, deren Werk für die Freiheit des Wortes eintritt. Bisherige Preisträger waren Hans Joachim Schädlich, Günter Kunert, Anja Lundholm, Edgar Hilsenrath und Jürgen Fuchs (posthum).

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