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unterm strich

Gut Ding braucht Weile – und weil Sex nun mal zu den besten Dingen gehört, dauert es in stockkatholischen Ländern meistens am längsten: 33 Jahre nach Fertigstellung des Films „Ulysses“ hat ein irischer Zensor das Vorführverbot aufgehoben. Wie die Zeitung Irish Times gestern berichtete, wurde die Verfilmung des legendären Romans von James Joyce jetzt sogar für Zuschauer ab 15 Jahren freigegeben. Der Film des US-Regisseurs Joseph Strick war nach seiner Fertigstellung 1967 von der irischen Zensur verboten worden. Die Kontrollkommission blieb auch bei einem zweiten späteren Antrag auf Freigabe standhaft. „Ich habe diesen Film in absoluter Treue zum Roman gedreht. Es gibt kein Wort, das nicht aus dem Buch stammt“, sagte Strick. Nach dem Verbot durch die Behörden war der Regisseur denn auch so beleidigt, dass er 25 Jahre keinen Fuß mehr auf die grüne Insel setzte. In der Kinofassung spielt Milo O'Shea die Rolle des Handelsvertreters Leopold Bloom, den der Roman einen Tag lang bei seinen Wanderungen durch Dublin begleitet. Neben kleineren Sexerlebnissen und einem fantasmagorischen Puffbesuch gehören zu Leopold Blooms Stationen auch jede Menge plastisch ausgemalte Masturbations- und sonstige Sexfantasien. Als der Film 1967 erschien, wurde er in Irland sofort und wenig später auch in Australien verboten. In Neuseeland durfte er nur vor entweder männlichem oder weiblichem Publikum gezeigt werden (im Roman „Ulysses“ gibt es übrigens auch jede Menge homosexuelle Fantasien). Mit der Freigabe von „Ulysses“ hat der irische Filmzensor Sheamus Smith eine für irische Verhältnisse wegweisende Entscheidung getroffen: Erst im vergangenen Jahr hatte er das 26 Jahre alte Verbot des Films „Uhrwerk Orange“ von Stanley Kubrick aufgehoben.

Und Whitney Houston? Die schweigt. Zumindest zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft von Hawaii, die sie wegen Marihuanabesitzes anklagen wird. Bei einer rountinemäßigen Flughafenkontrolle waren im Jannuar genau 15, 2 Gramm davon in einem kleinen Plastiktütchen in Houstons Koffer gefunden worden. Da das Flughafensicherheitspersonal keine Handhabe hat, Passagiere zu verhaften, ließ Houston kurzerhand ihren Koffer am Flughafen zurück und stieg mit Ehemann Bobby Brown ins nächste Flugzeug, bevor die Inselpolizei anrollte. Im Falle einer Verurteilung drohen Houston 30 Tage Gefängnis oder tausend Dollar Strafe. Die Popsängerin hat bis zum 26. Oktober Zeit, vor dem Gericht in Hawaii zu erscheinen, sollte sie sich schuldig bekennen, kann sie auch einfach nur einen Scheck rüberschicken.

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