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Der spanische Schriftsteller Luis Mateo Díez wird mit dem diesjährigen Nationalen Erzählerpreis seines Landes ausgezeichnet. Er erhalte die mit umgerechnet rund 30.000 Mark dotierte Auszeichnung für seinen Roman „La ruina del cielo“ („Die Ruine des Himmels“), berichtete die Tageszeitung El País am Mittwoch. Der achtundfünfzigjährige Díez selbst sieht das im vergangenen Jahr erschienene Buch als eine Fabel über das Verschwinden ländlichen Lebens. Er hatte bereits 1987 für „La fuente de la edad“ („Der Brunnen des Alters“) den Nationalen Erzählerpreis erhalten. Trotz mehr als 30 veröffentlichten Romanen und Essays ist er allerdings selbst in seiner spanischen Heimat nur einem eher kleinen Kreis von Literaturliebhabern bekannt.

60 Stunden lang wurde bei der diesjährigen Inoffiziellen Meisterschaft des gesprochenen Wortes „geslamt“. Dabei kommt es darauf an, in kürzester Zeit Inhalt und Darstellung selbst verfasster Texte, Lyrik und Prosa zu einer Bühnen-Performance zu verbinden. Gewonnen haben die Aachener Texter Hartmut Heil, Gerhard Horria und Michael Stetter sowie der Trash-Poet Jan Off aus Braunschweig. Die Publikumsjury kürte das Dreierteam im Gruppenwettbewerb und machte Off zum Einzelsieger. Ausgetragen wurde der „4. German National Poetry Slam“, Dichterwettbewerb, vom 30. September bis zum 2. Oktober im Düsseldorfer Kulturzentrum „zakk“. „Wir haben die Trophäe für unsere erst am Wettkampftag am Küchentisch entstandene Fußball-Nummer gekriegt: ein hässlicher Kranz aus Plastik, der wie ein Ersatzrad aussieht“, meckerten die Gruppengewinner. Sie hatten aus der Sicht von Torwart, Spieler und Ball ein Rollenspiel über das „Getretenwerden“ entwickelt.Sieger Jan Off hingegen wollte gar keinen schlagen. Der 33-Jährige hatte sogar unwiderruflich gekündigt: „Dies ist mein letzter Slam. Ich will endlich mehr als die erlaubten drei Minuten für den Vortrag meiner Texte haben.“ Er selbst fand zum Beispiel den gebürtigen Prager Jaromir Konecny viel besser, der seit 1983 in München lebt und mit seiner Glosse „Sex im Sozialismus – nur Kleinbürger und Konterrevolutionäre masturbieren“ allerdings nur Zweiter wurde. Doch Offs Vortrag „Heimat, süße Heimat“, die Beschreibung einer Eskalation in den Zeiten von „Zivilcourage“, hatte beim Publikum masochistische Gelüste geweckt. Über die unflätigen Beschimpfungen der Jury („Ihr habt doch Kleister im Hirn!“) waren Zuschauer wie Juroren einmütig entzückt. Jetzt muss Off doch noch mal ran – schließlich ist er beim 5. „National Slam“ 2001 in Hamburg Titelverteidiger.

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