unterm strich:
Gestern hatten wir noch den von jeder Korruption freien spanischen Literaturbetrieb gelobt, heute dagegen – ein Skandal. Das Romandebüt des spanischen Fernsehstars Ana Rosa Quintana ist ein Plagiat: Auszüge aus „Sabor a hielo“ („Geschmack nach Eis“) stimmen in Teilen mit den Romanen „Familienbilder“ der amerikanischen Schriftstellerin Danielle Steele und „Frauen mit großen Augen“ der Mexikanerin Angeles Mastretta überein. Ihre mangelnden Kenntnisse der elektronischen Textverarbeitung hätten zu den Übereinstimmungen geführt, entschuldigte sich die Autorin. Der Verlag Planeta hat den Roman, von dem bereits 100.000 Exemplare verkauft wurden, zurückgezogen. Ana Rosa Quintana kündigte in ihrer Sendung, in der sie sonst aus dem Leben berühmter Menschen berichtet, eine zweite Auflage an. Die Presse spekuliert nun über die tatsächliche Autorenschaft von „Geschmack nach Eis“. Man vermutet, dass David Rojo, ein bisher unbekannter Journalist, Schriftsteller und ehemaliger Schwager Quintanas, der Ghostwriter gewesen sei.
Und nun dahin, wo die literarische Welt noch in Ordnung ist: Die Stadt Lübeck wird in einem schnuckeligen Altstadthaus ein Günter-Grass-Zentrum einrichten. Zweck der Einrichtung sei es, das Werk und die Wirkungsgeschichte des Literatur-Nobelpreisträgers unter wissenschaftlicher Begleitung dauerhaft zu präsentieren und zu erschließen, teilte die Kulturstiftung der Hansestadt mit. Die Stiftung, der auch das Heinrich- und-Thomas-Mann-Zentrum im Buddenbrookhaus untersteht, wird Trägerin des Zentrums: Auf diese Weise könne in Lübeck die Literatur des 20. Jahrhunderts am Beispiel zweier Nobelpreisträger dargestellt werden. Thomas Mann erhielt 1929 den Literaturnobelpreis, Günter Grass 1999.
Und zum Schluss ein wenig schöne neue Welt. Zum Jurypräsidenten der 51. Berlinale wurde der frühere Vorstandsvorsitzende des amerikanischen Filmkonzerns 20th Century Fox, William M. Mechanic, ernannt. „Seine profunde Filmkenntnis und sein großes Engagement für den Film machen ihn in dieser Zeit tief greifender Veränderungen in der Filmindustrie und der Festivallandschaft zum idealen Vorsitzenden unserer internationalen Jury“, begründete Noch-Festivalleiter Moritz de Hadeln die Wahl. Mechanic selbst findet es „sehr spannend, einmal als Insider an der Berlinale teilzunehmen, nachdem ich dem Festival so viele Jahre Filme gebracht habe“. Der 50-Jährige, der bei Fox u. a. für Produktion, Vermarktung und Verleih verantwortlich zeichnete, baut zurzeit eine neue Filmgesellschaft auf. Und liefert künftig quasi in eigener Sache.
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