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unterm strich

Fast wäre es übersehen worden: Während Paul Spiegel in seiner Rede bei der Demonstration am 9. November in Berlin den Bogen zur „Leitkultur“-Demagogie der CDU schlug, erinnerte Salomon Korn, Präsidiumsmitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland, in einem Vortrag am gleichen Tag noch einmal an die schon etwas ältere „Walser-Bubis-Debatte“. In seiner Rede in der Westendsynagoge in Frankfurt am Main ging Korn allerdings über die bisherigen Vorwürfe an Walser hinaus, als er diesem, unter Bezug auf einen Walser-Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung, der kurz vor der Verleihung des Friedenspreises erschien, ein „verqueres neuheidnisches Weltbild“ attestierte. Große Reaktionen hat Korn, vom Streit um die „Leitkultur“ ein wenig in den Schatten gestellt, für diesen späten Beitrag bisher allerdings nicht geerntet: Nur die FAZ fühlte sich bemüßigt, Walser zur Seite zu springen und davor zu warnen, „neues, geistiges Unrecht zu erzeugen“.

Der Grund für Korn, noch einmal auf Walser zurückzukommen, war durchaus ein aktueller, denn der politisch umstrittene Schriftsteller war kürzlich von der Stadt Halle vorgeschlagen worden für den Preis für das „unerschrockene Wort“, der von 13 deutschen Luther-Städten vergeben wird. Diese Wahl hatte dort für eine regionale Neuauflage der „Walser-Debatte“ geführt. Einem neuerlichen Aufflammen der Diskussion im überregionalen Feuilleton hat die Jury nun jedoch vorgebeugt: Sie hat sich nicht für Walser, sondern für die Polizeipräsidentin von Eberswalde, Uta Leichsenring, entschieden, die den Preis im April 2001 entgegennehmen wird.

Und noch eine Debatte schwelt weiter, die um die Opern in Berlin: Hans-Dietrich Genscher, Außenminister a. D. und Vorsitzender des Fördervereins der Berliner Staatsoper, hat sich demonstrativ hinter Daniel Barenboim gestellt: Der Chef der Staatsoper müsse bleiben, sagte Genscher der Welt am Sonntag. Kulturstaatsminister Michael Naumann lehnt es unterdessen weiterhin ab, die von Barenboim geforderten erhöhten Zuschüsse für die Staatsoper aus Bundesmitteln zuzuschießen. Sei auch gar nicht nötig, denn seiner Ansicht nach hätte Berlin die Forderungen schon längst erfüllen können: „Die Gelder waren da“, sagte Naumann, aber „die bittere Wahrheit ist, und das müsste Herr Stölzl mal öffentlich sagen, dass der Finanzsenator ihm diese Summe wieder aus seinem Haushalt wegnimmt.“ So in die Enge getrieben, ist der parteilose Kultursenator nun um Ausgleich bemüht. Er sehe „starke Signale“ für einen Verbleib Daniel Barenboims in Berlin, sagte Stölzl.

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