unterm strich:
Vor nicht allzu langer Zeit gab es überhaupt keinen Kulturstaatsminister, jetzt hat man gleich zwei davon. Und beide haben etwas zu sagen. Der „designierte Kulturstaatsminister“ Julian Nida-Rümelin hält die Ankündigung seines Vorgängers Michael Naumann über die baldige Gründung einer Bundeskulturstiftung für zu optimistisch. Es gebe zwar eine Haushaltsstelle für diese Stiftung, diese sei aber „mit null Mark“ dotiert, sagte Nida-Rümelin dem Berliner Tagesspiegel. Die konkrete Realisierung dieser Idee, die auf die Zeit von Willy Brandt zurückgehe, sei „tatsächlich noch völlig ungeklärt“. Eine wichtige Funktion dieser Stiftung werde darin bestehen, die „Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und privaten Kulturförderern auf ein neues Fundament zu stellen“. Er hoffe, dass die politische Grundsatzentscheidung für eine solche finanziell großzügig ausgestattete Stiftung bald fallen werde. Er habe aber aus dem Parlament bisher viele skeptische Töne gehört. Nida-Rümelin übernimmt sein Amt am 10. Januar von Naumann.
Als „peinlichen Vorgang“ hat der in Berlin lebende Maler Johannes Heisig die Absage der Sitte-Schau im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg bezeichnet. „Ich bin sicher kein Sitte-Fan. Aber die Museumsleitung beweist mit ihrem plötzlichen Fracksausen wenig Souveränität“, erklärte der ostdeutsche Künstler. Wenn man sich dem Phänomen Sitte wirklich nähern wolle, müsse man zwischen Maler und Funktionär trennen. Heisig (Jahrgang 1953) war 1989 als Rektor an die Dresdner Hochschule für Bildende Kunst berufen worden. Er legte sein Amt 1991 nieder. Offensichtlich werde dem Publikum nicht zugetraut, dass es sich selbst ein Urteil über ostdeutsche Kunst bilden kann, sagte Heisig. Die Werkschau von „Staatskünstler“ Sitte, der als langjähriger Präsident des DDR-Verbandes der Bildenden Künstler Mitglied des ZK der SED war, wurde unter anderem mit der Begründung abgelehnt, die wissenschaftliche Aufarbeitung der Person des heute 79-Jährigen sei noch nicht abgeschlossen. „Ich habe immer etwas gegen den Begriff DDR-Kunst gehabt. Es gab aber eine Kunst in der DDR, die im Kontext der Westkunst oft als Fremdkörper wirkt“, sagte Heisig. Wenn er jetzt lese, Sitte habe angeordnet, „Stilbekenntnisse im sozialistischen Realismus abzuliefern, stimmt das einfach nicht“. Die Sitte-Ausstellung wäre die erste Retrospektive eines der sogenannten „Altmeister“ unter den Ostkünstlern nach der Wende in einem Museum gewesen. Weder die Werke von Bernhard Heisig, noch Werner Tübke oder Wolfgang Mattheuer waren nach 1989 in Einzelausstellungen zu sehen.
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