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unterm strich

Fast hätten wir’s vergessen. Am Montag sind in London die Brit Awards, der Branchenpreis der britischen Musikindustrie, vergeben worden. Vergessen wurde dabei offenbar auch der R ’n’ B-Sänger Craig David, der Shooting-Star des letzten Jahres. Ein Sprecher der Veranstalter beeilte sich aber, die umstrittene Entscheidung der Jury herunterzuspielen: Es sei nichts Außergewöhnliches, dass ein Interpret großen Erfolg gehabt, aber keinen Preis erhalten habe. Die Gruppe Jamiroquai beispielsweise sei seit 1994 insgesamt nicht weniger als 13-mal nominiert worden, ohne einen Preis zu gewinnen.

Dabei dachte man, Craig David träfe mit seinem Schmusepop weit eher auf Konsens als der US-Rapper Eminem, der mit dem Preis als bester internationaler Künstler ausgezeichnet wurde. Gegen den Auftritt Eminems protestierten, wie kürzlich vor der Grammy-Verleihung in den USA, britische Schwulenverbände vor der Halle. Die Laudatio auf Eminem hielt Elton John, Eminems new best friend.

Ihren ersten „Brit Award“ bekam Madonna, als Neubritin von der Presse fast schon eingebürgert, in der Kategorie „beste internationale Künstlerin“, für die beste Pop-Darbietung wurde die irische Gruppe Westlife ausgezeichnet. Ausgiebig mit Preisen bedacht wurde Robbie Williams, der gleich drei „Brit Awards“ bekam: als bester britischer Künstler, für die beste Single und für das beste Video. Damit hat er schon zwölf dieser Preise bekommen, vier davon als Mitglied der Boyband „Take That“, und ebenfalls einen Rekord aufgestellt. Coldplay bekam zwei Brit Awards als beste britische Gruppe und für das beste britische Album. Sonique wurde zur besten britischen Künstlerin gekürt, Fatboy Slim bekam den Preis für die beste Tanzdarbietung, und U 2 nicht nur einen Sonderpreis für ihr Lebenswerk, sondern auch den Preis als beste internationale Gruppe. Bono sang zum Dank den Song „One“, und bereicherte ihn um Zeilen aus dem Craig-David-Hit „Walking Away“.

Auch bei den mehr als 4.000 jährlich verliehenen deutschen Kulturpreisen kann es schon mal Verwirrung geben. Berthold Tillmann, Oberbürgermeister der Stadt Münster, sah sich jedenfalls bemüßigt, festzustellen, dass der iranische Dichter Tschanguiz Pahlavan nicht den mit 50.000 Mark dotierten Toleranzpreis der Stadt erhalte. Und auch nicht den mit 30.000 Mark dotierten Friedenspreis der Gesellschaft für Westfalen und Lippe. Nein und viel besser: Der im Iran politisch verfolgte Schriftsteller Pahlavan erhält von der Stadt Münster ein Stipendium, das ihm für fünf Jahre Leben und Arbeit in der Universitätsstadt ermöglicht.

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