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The dpa proudly presents – the Einstiegssatz des Tages: „Deutschland zeigte sich von seiner besten Seite.“ Mit diesem geradezu fanfarenhaften Signal beginnt die Presseagentur das Stück, mit dem sie die Eröffnung der deutschen Romantikausstellung in der Londoner National Galery covert. Caspar David Friedrich, Karl Friedrich Schinkel, Adolph Menzel, all die Schätze aus der Berliner Nationalgalerie können jetzt die Briten beeindrucken. Glaubt man dpa, freuen die sich auch wie die Schneekönige. „Es ist hier nur wenig über diese wichtigen Künstler bekannt. Ich rechne mit ganz vielen britischen Besuchern. Die werden später nach Berlin kommen, um noch mehr von diesen Bildern zu sehen“, sagte Peter Scott, Kuratoriumsvorsitzender der National Gallery, bei der Eröffnungsfeier am Mittwoch. Die Queen war auch amused. dpa war dabei, als sie zusammen mit Johannes Rau vor Menzels „Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci“ steht – und an der gegenüberliegenden Wand hängt Menzels „Eisenwalzwerk“ von 1865. Kann die Spannung dieses Jahrhunderts noch besser beschrieben werden als durch diese Bilder? Das fragt dpa. Später sagt der Bundespräsident, gerade in Zeiten der großen Umwälzungen suchten die Menschen nach Identität, nach Vertrautem und romantischem kleinem Glück. Von dort schlägt er den Bogen zur Globalisierung von heute mit der Botschaft: Wer die kulturellen Unterschiede achtet, der kann leichter damit leben, dass es in der Welt von heute keine rein nationalen Antworten mehr gibt. Kann man die Spannung dieses Jahrhunderts eigentlich langweiliger beschreiben? Das fragen wir. Egal, und nun wieder dpa: Eine Stunde nimmt sich die Königin Zeit für diese deutsche Ausstellung – das ist im Terminkalender der Monarchin eine ganze Menge. Ach ja, die deutsche Ausstellung heißt „Geist eines Zeitalters“ (Spirit of an Age).

Tanztheater und Schwebebahn reichen offenbar doch fürs kulturelle Image. Die Stadt Wuppertal will ein Manuskript, den Entwurf zu einer Novelle sowie 24 handgeschriebene Briefe aus der Feder von Theodor Fontane dem nach dem Schriftsteller benannten Potsdamer Archiv schenken. Vorausgegangen waren langwierige Verhandlungen zwischen dem brandenburgischen Archiv und der Stadt Wuppertal. Auch der Förderverein der Stadtbibliothek hatte schließlich in die Schenkung eingewilligt. Der Verein hatte 1958 die Dokumente erworben und der Stadt Wuppertal geschenkt. Ein Großteil der Schriften gehörte bis 1945 dem Potsdamer Fontane-Archiv, wo sie während der Kriegswirren verloren gingen.

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