piwik no script img

unterm strich

Dass Heinz Rudolf Kunze ein Problem mit der deutschen Sprache hat, das hat er auf inzwischen 21 Platten nachdrücklich unter Beweis gestellt. Wohl weil er ahnte, dass seine musikalischen Wortbasteleien sonst kaum Bestand haben dürften, fordete er einst eine Quote zu ihrem Schutz. Der studierte Germanist und Philosoph singt aber nicht nur so hölzern, als würde er aus Telefonbüchern vorlesen, er schreibt auch welche: Ein Band mit Texten aus den Jahren 1998 bis 2000 des, wie die Agentur ddp feinsinnig notierte, „Meisters verschachtelter Wortkonstruktionen“, ist gerade erst wieder erschienen – unter dem sprechenden Titel „Klärwerk“. Kunze gehe „der Sprache auf den Grund, nicht auf den Leim“, heißt es dazu im Klappentext des Buchs. Dort, auf dem Grund seines Klärwerks, hat Kunze offenbar die alte Rechtschreibung gefunden, in der er sein Buch verfasst hat – „demonstrativ“, wie der Autor betont. Nicht zuletzt, weil er sich davon einen Werbeeffekt erhofft. Soll er haben.

Lesungen von Kunze soll es aber fast nur in Ostdeutschland geben, wo der „Rockpoet“ seine letzten Fans vermutet. Für sein Ost-Engagement hat Kunze noch eine besondere Erklärung: „Man muss da lesen, wo die Avantgarde wohnt.“ Das ist nett gedacht. Aber warum nicht gleich, dieser Logik nach, eine Lesereise in die Innere Mongolei?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen