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Der mexikanische Arbeitsminister Carlos Abascal hat Probleme mit Literatur. Zuletzt ließ er seine Beziehungen spielen und an einer Schule Werke von Carlos Fuentes und Gabriel García Márquez entfernen, die zum Lehrstoff seiner 14-jährigen Tochter gehörten. Bei den Büchern handelt es sich um Fuentes’ „Aura“ und einen Band mit Erzählungen des kolumbianischen Nobelpreisträgers García Márquez. Gegenüber der öffentlichen Kritik erklärte Abascal: „Für junge Mädchen wie meine Tochter sind Cicero, José María de Pereda, Luis Coloma (einheimischer Geistlicher des 18. Jahrhunderts, d. Red.) und Jules Verne die passende Lektüre.

Nach Ansicht von Elías Martínez Rufino, dem Vorsitzenden des Kulturausschusses im mexikanischen Parlament, ist der Kreuzzug des Arbeitsministers ein Verstoß gegen Kulturgesetze und das in der Verfassung verankerte Recht auf freie Lehre. Er betrachtet das Vorgehen Abascals als Bedrohung für Mexikos Bildungssystem. Besonders bedauerlich sei es, dass der Minister mit einer solchen Haltung für die Beziehungen zwischen Mexikos Arbeitnehmern und der Regierung zuständig sei. Inzwischen fordern Mitglieder der parlamentarischen Opposition Abascals Rücktritt. Für den politischen Kommentator Carlos Marín ist der Vorfall ein Anzeichen dafür, dass Mexiko auf dem Weg zu einer indoktrinierten, autoritären Gesellschaft ist, die auf „ewige Glaubenswahrheiten setzt und sich vor der Macht des Wortes fürchtet.

Schon mehrfach hatte Abascal seine konservativ-katholische Geisteshaltung bekundet. Am Internationalen Frauentag am 8. März denunzierte er Frauen, die oft als allein verdienendes Familienoberhaupt Berufsarbeit nachgehen, als „vermännlicht“. Idealerweise solle sich der weibliche Teil der mexikanischen Bevölkerung der Hausarbeit widmen, meinte er.

Beim Studium des literarischen Bildungsangebots für seine Tochter mag sich der fromme Herr Minister wiederum daran gestört haben, dass in Fuentes’ Roman „Aura“ ein Liebesakt beschrieben wird, bei dem die auf dem Bett liegende Protagonistin ihre Arme weit ausstreckt – so wie Christus am Kreuz.

Der Niederländer Jac van Steen wird von der Spielzeit 2002 an neuer Generalmusikdirektor am Deutschen Nationaltheater Weimar. Der Chefdirigent der Nürnberger Symphoniker wird die Nachfolge von George Alexander Albrecht antreten, der seit letztem Jahr auch Operndirektor war, sagte Generalintendant Stephan Märki. Neuer Operndirektor wird Michael Schulz. Schulz ist seit 1997 Oberspielleiter am Aalto-Musiktheater in Essen.

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