unterm strich:
Die Frage der Woche kommt diesmal aus dem Buch der Bücher: Wie soll man sich die Pfingst-Ereignisse vorstellen? Es heißt, der Heilige Geist habe sich damals über die Jünger ausgegossen, so dass sie plötzlich in anderen Sprachen predigen konnten. Immer den einen Text. Demnach war Pfingsten eine Art Übersetzertreffen, der Beginn des simultanen Zeitalters. Aber dann war da auch noch das Feuer, „das sich zerteilte, und auf jeden von ihnen ließ sich eine Flammenzunge nieder“, wie es im 2. Kapitel der Apostelgeschichte geschrieben steht. Angeblich ist man deshalb „Feuer und Flamme“ für eine Sache.
Gefeiert wird das Ganze allerdings, indem man in Kirchenkreisen zu diesem Anlass eine Taube herablässt. Aber wohin? Auf die Flammen? Das kann doch nichts anderes meinen, als dass zu Pfingsten ordentlich gegrillt wird. Im Park, mit vielen fremdsprachigen Menschen aus allen möglichen Ländern zum Beispiel. So wie man sich früher im Berliner Tiergarten getroffen hat, bevor der Kanzler dort sein Großklotzamt hingebaut bekam. Deshalb von dieser Redaktion eine Bitte: Schafft endlich wieder einen zentralen Grillplatz für Berlin. Neben dem Bundeskanzleramt. Oder besser noch: vor dem Ungers’schen Hochsicherheitsgebäude. Mit einem riesigen Grill, den der Chef selbst bedient. An Pfingsten. Das kann er doch bestimmt, der Schröder. Dann bekommt er eine hübsch bedruckte Schürze, legt massig Würstchen, Steaks und Lammteile auf den Rost und ruft alle paar Minuten: „Hol mir mal ne Flasche Bier!“
Diesen Event könnte man auch prima mit dem Karneval der Kulturen zusammenlegen, der sich jetzt jährlich am gleichen Wochenende durch Kreuzberg wälzt, immer schön an der Bannmeile um Mitte entlang. Was wäre das für ein Spaß! Tatsächlich hat sich inzwischen eine parteienunabhängige Initiative gegründet, die sich für die Begrillung der Hauptstadt einsetzen will. Geplant ist die Ausschreibung eines künstlerischen Wettbewerbs, aus dem der gelungenste Grillplatz-Entwurf ausgewählt werden soll.
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