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unterm strich

Der frühere PDS-Chef Gregor Gysi wird nicht zum Tag der Deutschen Einheit in Hamburg sprechen. Am Wochenende haben sich Hamburgs Generalmusikdirektor Ingo Metzmacher und Gysi darauf verständigt, am 3. Oktober auf eine Rede vor dem Philharmoniker-Konzert zu verzichten. Grund sei die politische Entwicklung nach den Terroranschlägen in New York und Washington. Vor diesem Hintergrund sei es angebracht, das Konzert „ganz der Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie mit dem hochaktuellen Schiller-Text durch das Philharmonische Staatsorchester zu überlassen“. Das ist fragwürdig, denn Sätze wie „Freude schöner Götterfunken“ oder „Seid umschlungen, Millionen“, die Schiller in seiner „Ode an die Freude“ getextet hat, scheinen doch sehr makaber zu klingen, angesichts explodierender Hochhaustürme.

Möglicherweise steht auch politisches Kalkül hinter der betroffenen Absage: Die Einladung Metzmachers an den früheren PDS-Chef war schon Anfang des Monats heftig kritisiert worden (taz vom 5. und 6.9.). Der Vorsitzende der Hamburger CDU-Bürgerschaftsfraktion, Ole von Beust, hatte Metzmachers Idee als „geschichtslose und geschmacklose Entscheidung“ bezeichnet. So glättet das Unglück in New York die Wogen in Hamburg – auch das ist makaber.

Wo wir gerade bei Tragödien sind: dpa meldet, dass aus fast 30 Meter Höhe ein 10,4 Kilogramm schweres Stück des Kölner Doms auf einen Sockel am Fuß des Südturms gekracht ist. Nach dem Vorfall vom Wochenende, bei dem niemand verletzt worden war, werde in den nächsten Tagen genau geschaut, ob sich in der Umgebung des Bruchkante noch weitere Teile zu lockern drohten, sagte Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner am Montag.

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