unterm strich:
Erst stand er in der Kritik. Und nun kann man froh sein, dass Roberto Ciulli dialogbereit genug war, um mehrere Theatergruppen zum Festival „Theaterlandschaft Iran“ in Mülheim/Ruhr einzuladen. Das am Samstag gestartete Festival ist Teil des „Projekts Seidenstraße“, mit dem das Theater an der Ruhr seit zehn Jahren den Austausch mit Bühnen aus jenen Ländern sucht, durch die die alte Seidenstraße führt. Bis zum 30. September werden in Mülheim im Rahmen des Festivals insgesamt fünf Inszenierungen über die Bühne gehen.
Die Tazieh-Gruppe aus Tafresh zeigte zunächst die traditionsreiche Tragödie um Ali Akbar, die sich um kriegerische Auseinandersetzungen in der Nachfolge des Propheten Mohammed dreht: Zwei kleine Jungen ziehen in den aussichtslosen Kampf gegen wohlgerüstete Krieger und sterben qualvoll. Während in dem Stück nur männliche Darsteller auftraten, war „Namenlose Maria“ von Lidia Skormanhodak ausschließlich Schauspielerinnen vorbehalten. Die kroatische Autorin zeigt Frauen in der Psychiatrie, die im Krieg vergewaltigt wurden. Narges Hashempour, die in der persischen Aufführung die Hauptrolle spielte und auch Regie führte, sucht als namenlose Maria, von ihren Erinnerungen gepeinigt, unter ihrem Bett Zuflucht. Als sie sich schminken will, verliert sie die Kontrolle – statt Lippenstift aufzutragen, beschmiert sie sich mit zitternder Hand die untere Gesichtshälfte, bis ihr Antlitz wie eine klaffende Wunde aussieht. Zum Abschluss findet am 30. September ein Gespräch mit Ciulli und den beteiligten RegiesseurInnen statt.
Kassels Oberbürgermeister Georg Lewandowski (CDU) muss sich wegen des Abrisses der „documenta“-Treppe vor Gericht verantworten. Das Landgericht Kassel habe die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen das Stadtoberhaupt sowie gegen zwei Dezernenten zugelassen, teilte eine Gerichtssprecherin gestern mit. Weil die Stadt mit dem vorschnellen Abriss vor gut einem Jahr ein Ordnungsgeld von 400.000 Mark riskiert hatte, sind die drei wegen schwerer Untreue angeklagt. Der Prozess könnte im November beginnen.
Der britische Spielzeugverkäufer „The Entertainer Chain“ fürchtet Harry Potter. Aus Angst vor okkulten Einflüssen auf Kinder will die von Gray Grant, einem überzeugten Christen, geführte Ladenkette in ihren 28 Filialen kein Merchandise zur Filmfassung des Buches verkaufen. Die Entscheidung dürfte „The Entertainment Chain“ ein ziemliches schlechtes Weihnachtsgeschäft bescheren, zumal der Film ab November in die Kinos kommt. Jetzt schon rechnet Grant mit Verlusten von bis zu 500.000 Pfund.
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