unterm strich:
Thesen zur Regression der Deutschen, zum Wiederaufleben des Winnetou-Mythos und der infantilen Sehnsucht nach Karl May hat es einige gegeben, als sich die Westernparodie „Der Schuh des Manitu“ im Sommer immer höher in die Charts schraubte. Manchmal schien es einfach, als wollte die grantelig sezierende Kritikerseele den Menschen nicht ihr bisschen bödelige Unbeschwertheit zwischen „Schau, schau, die Schoschonen“ und „Ein Apatche in der Patsche“ gönnen. Schau, schau, inzwischen hat der Film so viele Zuschauer wie noch kein deutscher Film zuvor in die Kinos gelockt, das ist jetzt amtlich: 8,85 Millionen Puderosa-Ranch-Besucher haben in Deutschland bislang Michael „Bully“ Herbigs Film gesehen, teilte die Constantin Film AG in München mit. Damit hat der „Der Schuh des Manitu“, eine Art Sergio Leone auf Apfelkorn, auch „Otto – Der Film“ den Rang abgelaufen, der mit 8,78 Millionen Zuschauern bislang der erfolgreichste deutsche Film war. Der definitivste aller definitiven Erfolge ist der Westernparodie in Österreich gelungen, wo „Der Schuh des Manitu“ an den Kinokassen zum erfolgreichsten Film aller Zeiten aufgestiegen ist, der mit mehr als 1,78 Millionen Zuschauern sogar „Titanic“ überholt hat. Hugh!, sagt da selbst Falscher Hase, der Sohn des Häuptlings Listiger Lurch.
Action-Kino ist out, dafür kommen anscheinend Feldzüge und Feldherren in Mode. Und hieß es nicht immer, Leonardo DiCaprio und Martin Scorsese hätten sich bei den Dreharbeiten zu „Gangs of New York“ bis in alle Ewigkeit verkracht? Im neuesten Versuch, ein seit Jahren geplantes Kostümepos über Alexander den Großen zu stemmen, der bei seinen Eroberungen bekanntlich auch das heutige Gebiet von Afghanistan in sein Reich eingliederte, will die „Gangs of New York“-Produktionsfirma IEG den als äußerst narzisstisch und perfektionistisch bekannten DiCaprio und den nicht weniger perfektionistischen Regisseur wieder zusammenbringen. Eigentlich sollte das von Christopher McQuarrie („Die üblichen Verdächtigen“) verfasste Projekt auch mit McQuarrie als Regisseur realisiert werden. Der musste den Regiestuhl aber räumen, als Scorsese Interesse an dem Megaprojekt bekundete. Unklar ist sowieso noch, wie das etwa 100 Millionen Dollar teure Projekt finanziert und wann es gedreht werden soll. Dafür sind aber schon zwei weitere Alexander-Stoffe in Planung. Falls es wieder kriselt, wird statt des hühnerbrüstigen Blondlings wahrscheinlich sowieso Robert De Niro die Rolle übernehmen. Jawohl! Method acting im Hindukusch und der durchtrainierte „Cape Fear“-Körper im glänzenden Muscle-Panzer.
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