unterm strich:
Das Statement der documenta 11 Geschäftsführung ist kurz und international: „These are very grave accusations put forward in the form of a totally unfounded anonymous racist hate mail. And we will take prompt legal action against the senders.“
Über das Internet trudelte in allen Redationen dieser Welt ein Brief ein, indem die bislang unbekannten „South African Women against Abuse in the Arts“ dem designierten Leiter Okwui Enwezor der kommenden documenta vorwerfen, er habe eine südafrikanische Künstlerin vor drei Jahren in Schweden in sein Hotelzimmer eingeladen und vergewaltigt. Erhärtet werden soll die Beschuldigungen durch den Hinweis, dass Enwezor sich 1995 in Untersuchungshaft befunden habe, weil er einen Drucker mit einem Schwert angegriffen haben soll. Seine damalige Frau soll sich geweigert haben die Kaution für seine Freilassung zu stellen. Stattdessen habe sie sich bald darauf von ihm scheiden lassen, wegen mentaler und körperlicher Grausamkeit. Auch seine derzeitige Gattin soll erst kürzlich, an Weihnachten, die Polizei gerufen haben, weil er sie und die Gäste anzugreifen drohte.
Enwezor befindet sich zur Zeit in der Karibik, in St. Lucia, wo die dritte documenta-Plattform zum Thema „Kreolisierung“ stattfindet. Bernd Leifeld, dem Geschäftführer der documenta, sagte er am Telefon, er habe nicht zu verbergen. Dass er einmal ein Verhältnis mit der südafrikanischen Künstlerin hatte, war in der Kunstszene kein Geheimnis, schreibt Sabine Vogel, die mit Enwezor bei der Biennale in Johannisburg zusammenarbeitete, in der Berliner Zeitung. Und Okwui Enwezor machte auch keines darum – ausgehend von dem Einverständnis seiner Partnerin.
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