unterm strich:
New York braucht seine Touristen. Und wenn die amerikanischen Landsleute aufgrund der Rezession und der Terroranschläge nicht mehr kommen wollen, dann werden eben auch die Europäer umworben. So ist es wohl auch zu erklären, dass Glenn D. Lowry, der Direktor des Museum of Modern Art persönlich nach Berlin kam, um in Beisein des Architekten Michael T. Maltzan und eines Vertreters des Architekturbüros Cooper, Robertson & Partners, über die Umbau- und Erweiterungspläne seines Hauses zu sprechen.
Ein anderer Grund ist die Verbundenheit des MoMA mit den Berliner Kunst-Werken e. V. über beider Engagement beim alternativen Kunstraum P. S. 1 in Queens. Dort wird nun auch das MoMA QNS am 29. Juni seine Tore öffnen. Das neue Museum, das von Michael Maltzan und Cooper, Robertson & Partners entworfen wurde, soll während der Umbau- und Erweiterunsarbeiten am Stammhaus den Ausstellungsbetrieb aufrechterhalten. Für den Erweiterungsbau und die Umgestaltung des alten Hauses in der 53. Straße West ist der Japaner Yoshio Tabiguchi verantwortlich. 2005, genau 75 Jahre nach seiner Gründung, soll das MoMA wieder eröffnet werden.
Zuletzt war ja in Berlin vor allem das Guggenheim Museum mit seinem Stab präsent. Von dessen Auftreten unterschied sich die MoMA-Abordnung ausgesprochen angenehm. Kein „Wir sind die Größten“ (obwohl das MoMA das weltweit größte und bedeutendste Museum für die Kunst und den Lifestyle des 20. Jahrhunderts ist), kein „Wir zeigen euch, wie man’s macht“, nur ein freundliches, höfliches Werben um Interesse in den unprätentiösen Räumlichkeiten der Kunst-Werke statt dem Banker-Ambiente Unter den Linden.
Und hier, Unter den Linden bleiben wir: Die Entscheidung der Expertenkommission für einen Nachbau des Berliner Stadtschlosses ist nach Ansicht von Kommissionsmitglied Bruno Flierl Ergebnis einer fragwürdigen Abstimmung. Von 23 Stimmberechtigten seien bei der Abstimmung nur 16 anwesend gewesen – die Entscheidung für die Fassade fiel mit einer Stimme Mehrheit. Bruno Flierl – ein erklärter Gegner einer Schlossreproduktion – ist der Vater des neuen Berliner Kultursenators Thomas Flierl (PDS). Anfang der 60er-Jahre war Bruno Flierl Chefredakteur der Deutschen Architektur, er gilt – auch als Hochschullehrer an der Kunstakademie Weißensee und der Humboldt-Universität – als Chefideologe in Sachen Architektur und Städtebau unter Honecker. Immerhin kündigte er an, das Gremium zu verlassen, sobald sein Sohn dort teilnehme. Ob der die Sache anders sieht als sein Vater?
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