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unterm strich

Die renommierten Bamberger Symphoniker haben einen neuen Intendanten. Wie das Orchester mitteilte, trat der frühere Manager des NDR-Symphonieorchesters Paul Müller am Freitag seinen Dienst an. Mit dem im April 2001 fristlos entlassenen Exintendanten Mathias Weigmann streiten die Bamberger Symphoniker derzeit vor Gericht. Weigmann, der laut den Symphonikern zuvor ein Defizit von rund zwei Millionen Euro verschuldet haben soll, fordert von seinem früheren Arbeitgeber 55.000 Euro ausstehendes Gehalt. Der 61-Jährige erwägt zudem, 400.000 Euro entgangenes Entgelt für die Restzeit des Vertrags bis August 2004 einzuklagen. Dagegen verlangen die Symphoniker von ihm 232.000 Euro, um einen Teil des Defizits auszugleichen. Der Prozess am Bamberger Landgericht wird im April fortgesetzt.

Und weiter – im Streit um das Milliardenerbe der Unicef wollen die Anwälte des Kunstsammlers Gustav Rau in die Offensive gehen. In der kommenden Woche soll eine lange geforderte Liste verschollen geglaubter Erbstücke an das UN-Kinderhilfswerk übergeben werden, teilte Raus Anwalt Anton Maurer mit. Der Privatsekretär des Anfang Januar gestorbenen Millionärs Rau, Robert Clementz, werde die Liste mit den Namen und Titeln von 114 Kunstwerken überreichen, deren Verbleib seit Monaten immer wieder bezweifelt worden war. Die Exponate gehören zum Kunstschatz von insgesamt 756 Gemälden, Skulpturen und Kunstgewerbeartikeln, die Rau zum großen Teil der Unicef geschenkt und vererbt haben soll.

Die verbleibenden 17 Kunstobjekte seien in den vergangenen vier Jahren verkauft und versteigert worden, um den Lebensunterhalt Raus zu sichern, sagte Maurer weiter. Der Wert der Sammlung wird auf rund eine halbe Milliarde Euro geschätzt. Die Frage nach der Zukunft des Erbes ist zumindest nach Ansicht mehrerer früherer Mitarbeiter Raus noch nicht abschließend geklärt. Die Privatsammlung hatte der kinderlose Arzt lange Jahre in einem Depot in der Schweiz gelagert, bevor er sie 1997 der liechtensteinischen Crelona-Stiftung und der mit ihr verbundenen „Dritte Welt Stiftung“ in der Schweiz versprach. Während die eine Seite nun auf den Schenkungsvertrag pocht, betonen Raus Anwälte, es habe sich damals lediglich um eine unverbindliche Absichtserklärung gehandelt. Juristische Auseinandersetzungen gibt es auch über die bezweifelte Geschäftsfähigkeit des Millionärs. Der schwer kranke Rau war am 3. Januar kurz vor seinem 80. Geburtstag in der Nähe seiner Heimatstadt Stuttgart in einem Pflegeheim gestorben.

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