piwik no script img

unterm strich

Tanzen macht auch nicht jeden glücklich. „Ein einheitliches Statement zur Tanzentwicklung ist nicht möglich“, sagte der Koprojektleiter Michael Freundt von der Tanzplattform Deutschland 2002, die am Wochenende in Leipzig zu Ende ging. Der moderne Tanz brauche mehr Förderung, da seine Strukturen bedroht seien. Positiv wertete Freundt aber die rund 4.000 Besucher, die neben dem Fachpublikum in die Vorstellungen kamen. Rund 150 Künstler und Ensembles stellten während (oder auf?) der Tanzplattform 17 der besten Produktionen der vergangenen zwei Jahre vor, ausgewählt aus 130 Bewerbungen. Das bedeutende Forum für zeitgenössischen Tanz in Deutschland fand erstmals in den neuen Ländern statt.

Streit in Hamburg. Für Tom Stromberg, Intendant des dortigen Deutschen Schauspielhauses, war es ein „charmanter Begrüßungsscherz für die neue Kultursenatorin“. Andere sehen die Anzeige, die Deutschlands größte Sprechbühne zum Amtsantritt von Dana Horakova schaltete, als Affront an. Auf einem Briefpapier der Kulturbehörde sind unter „Betreff: Termine Horakova“ Theaterpremieren genannt, die scheinbar in der Handschrift der Senatorin Anmerkungen tragen. Zum Beispiel „Maria Stuart – Schiller statt Schill?“ oder „The Show must go on – sag ich doch: mehr Hollywood“.

Die zum Amtsantritt schon durch öffentliche Verdächtigungen, einst als Spitzel für den tschechischen Geheimdienst tätig gewesen zu sein, gebeutelte Kultursenatorin nahm die Anzeige nach offizieller Lesart gelassen hin. Sie habe darüber geschmunzelt, ließ sie wissen. Allerdings wurde Stromberg zu einer Stellungnahme aufgefordert. Die Anzeige sei nicht mit öffentlichen Mitteln, sondern durch Sponsorengelder finanziert worden, beeilte sich Stromberg mitzuteilen. Die Idee stamme von einer Werbeagentur, die das Inserat als Partner des Theaters auch bezahlt habe. Erledigt ist die Sache damit jedoch nicht. In der nächsten Aufsichtsratssitzung muss der wegen seiner Programmgestaltung und sinkenden Zuschauerzahlen seit langem heftig kritisierte Intendant seiner neuen Chefin und dem versammelten Gremium eine Erklärung abgeben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen