unterm strich:
Genug von Respektlosigkeit hat die britische Dirigentin Julia Jones. Alle Versuche, die Spannungen zwischen der Chefdirigentin und den Musikern des Theaters Basel zu beheben, sind gescheitert. Nur wenige Tage vor der Premiere zu Verdis „Falstaff“ legte Jones den Taktstock nieder. Ihren endgültigen Rückzug begründet sie nun eine Woche später in einem Brief an die Intendanz: „Vier Tage vor der Generalprobe musste ich erleben, wie vereinzelte Musiker immer noch damit beschäfigt waren, die richtigen Töne zu treffen und überhaupt richtig einzusetzen.“ Die Direktion des Theaters ist betroffen: Es werde schwer sein, die Lücke schnell wieder zu schließen.
Kurzfristig abgesagt hat auch der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim. Auf Einladung des Konservatoriums von Ramallah wollte er am Mittwoch ein Solokonzert in der seit Monaten unter Militärblockade stehenden Stadt geben. Noch am Dienstag ignorierte er die israelische Kritik an seinen Plänen und sagte in einem Radiointerview, er glaube nach wie vor, dass man mit Musik „etwas verändern“ könne. Barenboim wollte im Rahmen seines Auftritts auch jungen palästinensischen Pianisten zuhören. Er hatte bereits 1999 in der Bir-Seet-Universität bei Ramallah konzertiert.
Jack Valenti, Präsident der Motion Picture Association of America, erklärt, dass Kinounterhaltung für die meisten Amerikaner das beste Mittel gegen Alltagssorgen ist. Sein Beweis: Hollywood erzielte im vergangenen Jahr Spitzeneinnahmen von 8,41 Milliarden Dollar und einen neuen Besucherrekord. Mit rund 1,5 Milliarden Zuschauer verzeichnet das Jahr 2001 den größten Besucherzustrom seit 1959. Nach den Terroranschlägen vom 11. September hatte die Filmindustrie zunächst mit einem Rückgang der Besucherzahlen gerechnet. Bei allem Erfolg sind auch noch die Kosten für die Produktion eines Films gesunken. Lediglich die Vermarktungskosten stiegen von rund 27 Millionen Dollar pro Film auf über 31 Millionen Dollar an. Laut Statistik hatte jeder US-Bürger im vergangenen Jahr fünfmal die Alltagstherapie notwendig. Sorglos darf also wenigstens die Filmindustrie auf ihre Konten blicken und schon Wochen vor der Oscar-Verleihung feiern.
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