unterm strich:
Er hat bei der Vergabe des Literatur-Nobelpreises seit seiner Verleihung an den US-Autor John Steinbeck im Mai 1962 mitgewirkt. Anfang der Woche ist der Historiker Erik Lönnroth im Alter von 91 Jahren gestorben. Der Schwede war mit Abstand das älteste Mitglied der Akademie „De Aderton“ (ein besonders ausgefallener Name – „Die achtzehn“ – gewählt nach der Anzahl der Akademiemitglieder). Über die Nachfolge Lönnroths entscheidet die Akademie im Sommer. Die Mitgliedschaft in dieser erlesenen Runde verpflichtet: Die 200 Jahre alte Satzung bestimmt, dass gewählte Juroren bis an ihr Lebensende Mitglied bleiben, auch wenn sie selbst nicht an der Arbeit teilnehmen wollen. So geschehen bei Kerstin Ekman und Lars Gyllensten, die 1989 aus Protest gegen das Schweigen zur Verfolgung Salman Rushdies die Akademie verließen.
Ein anderer verfolgter Autor, Mehmed Uzun, ist vom Staatssicherheitsgericht in Diyarbakir von einem Haftbefehl befreit worden. Der Kurde war in der Türkei wegen „Anstiftung zum Separatismus“ angeklagt, ihm drohten bis zu acht Jahren Haft. Er hatte vor zwei Jahren bei einer Rede in der türkischen Stadt Diyarbakir Kritik an dem Verbot der kurdischen Sprache geübt. Seit 1978 lebt Uzun nach einer ersten kurzen Inhaftierung in Schweden im Exil. Er hat zahlreiche Romane in Türkisch und Kurdisch verfasst und gilt als einer der führenden kurdischen Autoren. Erst vor einem Jahr hatte ein Staatssicherheitsgericht in Istanbul ein Verfahren wegen separatistischer Propaganda gegen den Autor und seinen türkischen Verleger aus Mangel an Beweisen eingestellt.
Gegen Uzuns Verleger Hasan Öztoprak ist Anfang dieses Jahres jedoch ein neues Verfahren eröffnet worden. In der nächsten Gerichtsverhandlung im April soll nun auch Uzun als Zeuge aussagen. Der Prozess gilt als Testfall für die Meinungsfreiheit in der Türkei – ein heikles Thema für den EU-Beitrittskandidaten.
Der Dialog zwischen Orient und Okzident liegt auch dem Stuttgarter DaimlerChrysler-Konzern am Herzen. Das Unternehmen hat Johann Wolfgang Goethes „Westöstlicher Diwan“ erstmals in die persische Sprache Farsi übersetzen lassen. Der Generalbevollmächtigte des Konzerns, Matthias Kleinert, wird am Dienstag in Wien dem iranischen Staatspräsidenten Mohammed Chatami die erste Ausgabe überreichen. Das Werk leiste einen „besonderen Beitrag im Geiste des besseren Verstehens und eines Dialogs der Kulturen“. Ob es auch den Wunsch nach westlichen Konsumgütern steigern kann, bleibt zu klären.
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