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unterm strich

Der Direktor der Wiener Volksoper, Dominique Mentha, wird seinen Vertrag nicht über 2005 hinaus verlängert bekommen. Dies habe ihm der Kunst- und Staatssekretär Franz Morak (von der Konservativen Volkspartei ÖVP) „telefonisch ohne Angaben von Gründen“ mitgeteilt, sagte Mentha am Donnerstag in Wien. Hinter dieser Entscheidung vermute er „kulturpolitische Gründe“, denn die später nachgereichte Begründung, sein programmatisches Konzept sei nicht aufgegangen, sei nicht haltbar, sagte der Schweizer Theatermacher: Die Vorwürfe gegen ihn, er habe die geplante Auslastung des Hauses nicht erreicht und Einsparungsziele nicht erfüllt, widerlegte Mentha mit Verweis auf die jüngsten Zahlen: Erstmals seit 1996 sei die Auslastung wieder gestiegen und liege in der laufenden Saison über 80 Prozent. Die Vorgaben bei den Einsparungen habe man um über 94.000 Euro übertroffen. Die Entscheidung des ÖVP-Politikers bedeute für das Haus nur Verunsicherung. Zum jetzigen Zeitpunkt, in dem das eingeschlagene Konzept der Erneuerung greife, seien Ruhe und „innerer Friede“ nötig, um die sich abzeichnende Stabilisierung in eine sichere Situation umzuwandeln. Mentha war 1999 noch unter dem sozialdemokratischen Bundeskanzler Viktor Klima als Nachfolger von Klaus Bachler bestellt worden, der ins Direktorium des Burgtheaters wechselte. Der frühere Leiter des Tiroler Landestheater übernahm das Haus mit der vertraglich festgelegten Vorgabe, einen Kurs der Erneuerung einzuschlagen. Moraks Entschluss könne nur bedeuten, „dass die jetzige Regierung den Weg der Öffnung, des Dialogs, des Zeitgenössischen, des Europäischen nicht will“, befand Mentha über seine Düpierung.

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