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unterm strich

Erstaunliche Dinge geschehen in der Berliner Politik: Gestern etwa entschuldigte sich der Senator für Kultur und Wissenschaft, Thomas Flierl, öffentlich dafür, dass die „kleineren Einsparungen“ im Kulturetat (Klartext: die Einsparung bei den kleineren Kulturinstitutionen) teilweise „nicht hinreichend durchdacht“ und vor allem „nicht mit den Betroffenen vorab erörtert“ wurden. Ja, Flierl bekannte bei einer Ausstellungseröffnung im Künstlerhaus Bethanien, dass die Kürzung bei den Kunst-Werken „offensichtlich falsch“ war. Die Entscheidung werde deshalb revidiert.

Doch, das ist schön, dass die Kunst-Werke jetzt aus dem Schneider sind. Nichts dagegen einzuwenden. Viel ist aber dagegen einzuwenden, dass beim Podewil nichts revidiert wird und der Museumspädagogische Dienst dort einziehen wird; dass die Arbeit des Podewil-Teams und das Artist-in-Residence-Programm weiterhin zur Debatte stehen. Dass der Senator schlicht log, als er sagte, die Geschäftsführung des Podewil habe ihm 800 qm Büroräume angeboten. Viel ist dagegen einzuwenden, dass dem Künstlerhaus Bethanien, das sein Personal seit 1989 von 19 auf 9 Angestellte verringerte, weitere Personalkürzungen drohen. Sein Leiter, Christoph Tannert, schloss letztes Jahr die Theaterabteilung und kündigte einer Mitarbeiterin, die jetzt vor dem Arbeitsgericht auf Wiedereinstellung klagt. Herr Flierl sollte sich mit den Gewerkschaften anlegen, bevor er die Kunst mit undurchführbaren Forderungen bedroht. Doch das traut er sich nicht. Die Kunst-Werke sind der Show-Case von Mitte, da tummeln sich die reichen Sammler und die Prominenz, da steckt man zurück, aber da, wo nicht Event, sondern Arbeit, Produktion ist, schlägt man drauf. Die Linke, igitt.

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