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unterm strich

Es ist doch noch Sommer. Und selbst die Flut hinterlässt nur noch Informationsrinnsale in den Tickern. Immerhin hat sich Prominentenfriseur Gerhard Meir (der gemeinsam mit der Philosophin Susanne Eichel den Roman „Der Salon“ schrieb) zum Duell Schröder – Stoiber geäußert. „Herr Schröder hat sich mit wuscheligen Haaren und leichten Naturlocken sehr gelungen ganz im Dynamik-Look präsentiert“, sagte Meir gestern der dpa. „Bei Herrn Stoiber dachte ich, der sei unter die Fittiche von Guido Westerwelle geraten, weil er so glatt und gestriegelt wirkte.“ Der Kanzler habe auf ihn taktisch klug und sehr souverän gewirkt, „selbst als er auf das Haarefärben angesprochen wurde“. „Von Stoiber kamen politisch leider keine guten Gegenvorschläge und mit seiner Bissigkeit wirkte er manchmal fast wie ein Kampfhund – hoffentlich hat er nicht schon sein ganzes Pulver verschossen“, sagte Meir. Insgesamt fand der Friseur das Duell „an den Haaren herbeigezogen“.

Man kann noch andere Menschen mit wunderlichen Berufen befragen, zum Beispiel Styling-Experten. Bei seiner Kleiderauswahl für das erste Fernsehduell hat Edmund Stoiber nach Ansicht eines Modeberaters die Regeln besser befolgt als Gerhard Schröder – doch die Perfektion führte nicht zum Erfolg. „Stoiber hat theoretisch alles besser gemacht, aber es fehlte etwas der Sex“, sagte der Styling-Experte Bernhard Roetzel, diesmal der Agence France Press (AFP), was uns nicht wundert. Also, dass die Franzosen da nachfragen. Schröder punktete nach Ansicht des Fachmanns mit seinem eng anliegenden Kragen und den zurückgeschnittenen Kragenspitzen. Dies habe seinen relativ kurzen Hals korrigiert. Und auch wenn er selbst Schröder zu einer dunklen Krawatte geraten hätte, sei das Rot doch ein wirkungsvoller Farbtupfer gewesen: „Meine Frau findet die rote Krawatte gut.“ Stoibers Kragen war genau so, wie ihn der deutsche Fachverkäufer für Herrenoberbekleidung empfiehlt: weit genug, damit zwischen Hals und Kragen noch ein Finger passe. Das wirke für seine Begriffe etwas steif, sagte Roetzel. Und hier ist nun ein Zitat von Joschka fällig, der vom Versuch einer „Sinngebung des Sinnlosen“ sprach.

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