unterm strich:
Nach seiner Asbest-Sanierung soll sich der Berliner Palast der Republik in ein Kunstzentrum verwandeln. Kunstzentrum? Wir hatten das so verstanden, dass er ein Club werden soll. Diesen Vorschlag jedenfalls hat das Berliner Künstlerpaar Nina Fischer und Maroan el Sani mit seinem Klub der Republik sehr überzeugend vorgetragen. Doch nun ist eben eine Projektgruppe der Technischen Universität dran, und die stellte gestern Pläne für eine Zwischennutzung der Ruine vor. Demnach soll der Symbolbau der DDR bis zur Neugestaltung des Schlossplatzes seine Pforten für Ausstellungen, Konzerte und Theater öffnen. Die Investitionen schätzt die Gruppe auf rund 1,3 Millionen Euro. Der Bund als Eigentümer erklärte sich bereit, den Bau zu öffnen.
Der brasilianische Autor Moacyr Scliar hat seinen Plagiatsstreit mit dem Kanadier Yann Martel beigelegt. Nach einem Anruf von Martel sei „die Sache erledigt“, sagte Scliar in einem epd-Gespräch im brasilianischen Porto Alegre. Martel habe seine Romanidee benutzt, „sogar die Illustration auf dem Umschlag ist ähnlich“. Er fühle sich aber nicht geschädigt. Er hätte nur lieber direkt vom Autor und nicht „aus der Zeitung“ von der Anleihe erfahren.
Der 39-jährige Martel hatte am 22. Oktober in London für seinen Roman „Life of Pi“ den mit umgerechnet 78.500 Euro dotierten Booker-Literaturpreis erhalten. Ebenso wie in Scliars Novelle „Max e os felinos“ („Max und die Katzen“) aus dem Jahre 1981 befindet sich der Protagonist mit einer Raubkatze in einem Rettungsboot. Bei Scliar flüchtet der Berliner Jugendliche Max vor den Nazis nach Brasilien. Martels Held Pi ist ein indischer Junge auf dem Weg nach Kanada.
Im Vorwort zu „Life of Pi“ schreibt Martel, er schulde „den Lebensfunken Herrn Moacyr Scliar“. Der 65-jährige brasilianisch-jüdische Autor Scliar, der zu den meistübersetzten Autoren Brasiliens gehört, findet diesen Hinweis zu dürftig: „Martel hätte zumindest den Titel meines Buchs erwähnen müssen.“ Doch „Life of Pi“ von Martel, das im Februar unter dem Titel „Schiffbruch mit Tiger“ auf Deutsch erscheinen wird, ist für Scliar ein „hervorragendes, sehr unterhaltsames Buch“. Es sei „vollkommen zu Recht“ ausgezeichnet worden.
Scliar bedauert, dass der brasilianischen Literatur im Ausland nur wenig Beachtung geschenkt werde. Dies geschehe „meist nur, wenn solch bizarre Dinge wie jetzt geschehen“. Er könne also seinen „brasilianischen Kollegen nur raten, sich einen Plagiator zu besorgen“. Scliar ist 1937 in Porto Alegre geboren. Seine Eltern waren nach der russischen Revolution aus Weißrussland emigriert.
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