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union berlinBayern München muss warten

Die ewigen Ost-versus-West-Sportideologen trifft diese Nachricht vielleich am Härtesten: „Eisern“ Union Berlin spielt in der nächsten Saison erneut zweitklassig Fußball. Ausgerechnet gegen den Karlsruher SC hat man den Aufstieg vergeigt. Neidisch muss man auch in der nächsten Saison ins Olympiastadion schauen, dort kickt die Hertha und komisch wie immer. Ergo: Der Westen bleibt first class, der Osten unterirdisch. Doch: Die den Vergleich bemühen, schaden den Eisernen am ehesten.

Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Sei’s drum. Union hat am Wochenende nur für den Augenblick verloren. Denn zu früh für eine erst halbwegs stabile Mannschaft, bemerkte Union-Präsident Bertram zu Recht, wäre der Durchmarsch vom Regionalklub in die erste Liga gekommen. Recht schwer hätte sich die Vereinsführung getan – auch angesichts der drohenden Kirch-Pleite und fehlender Fernsehgelder – mit kleinem finanziellen Rückhalt neue Spieler zu verpflichten. Und ebenso wäre auf die Schnelle die Alte Försterei nicht umzubauen gewesen. Jetzt darf man zwar nicht feiern, kann aber da weiter machen, wohin sich Trainer Wassilev aufgemacht hat: zu einer erstligatauglichen, konstant spielenden Truppe, die auch der FC Bayern (und von mir aus auch Hertha BSC) fürchtet.

Alle anderen Überversuche – speziell in Berlin – haben ins sportliche und finanzielle Chaos der Vereine geführt. Blau-Weiß 90 wurde in den 80er-Jahren nach oben gepuscht und ist bis heute ganz unten. Hertha BSC hat seinen Größenwahn mit dem zwischenzeitlichen Absturz in die Drittklassigkeit teuer bezahlen müssen. Die zwielichtigen Westhilfen für Ostvereine und deren bedenkenlose Akzeptanz aber auch ein falsches Beharren auf überkommenen Verhältnissen haben eine intakte sportliche Infrastruktur ruiniert. Und die „Wir-wollen- in-die-Champions-League“-Tennis Borussia? Never for ever! Union Berlin, der Osten, trauert. Dafür gibt‘s keinen Grund.

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