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träum nicht weiter #13 Aufgeben bringt auch nichts

Ich bin auch fertig. Bin ausgebrannt und ernüchtert. Was soll meine Generation auch sonst fühlen? Die Klimakrise eskaliert rasant und fröhlich weiter vor sich her. In Europa tobt ein brutaler Krieg. Währenddessen macht dasselbe Europa das Ertrinken von Menschen im Mittelmeer zum politischen Kalkül und wählt Fa­schis­t:in­nen in die Herzen seiner Demokratien. Und ich sehe nicht, dass sich auch nur eine dieser Katastrophen in absehbarer Zeit lösen ließe.

Was dieser Zustand mit mir macht? Er macht mich hoffnungslos und lethargisch. Wenn mir da jemand sagt: „Sei einfach zuversichtlich“, kann ich mich eines Brechreizes tatsächlich schwer erwehren. Doch, und ich sage das im vollen Bewusstsein meines eigenen Empfindens, diese Gefühle sind gefährlich. Sie sind mitverantwortlich dafür, dass sich nichts, aber auch gar nichts verändert. Lethargie heißt Stillstand, Paralyse; heißt die Welle sehen und stehen bleiben.

Das ist Gift für die Demokratie, weil es politische Partizipation verhindert. Was bringt meine Stimme noch, wenn niemand sie hört, sich sowieso nichts verändert; warum sollte ich auf die Straße gehen, widersprechen oder auch nur wählen, wenn am Ende eh alles so bleibt, wie es ist? Aber die Hoffnung aufgeben bedeutet, zu ignorieren, dass Entscheidungen von Menschen getroffen werden und von Menschen auch widerrufen werden können. Lethargie – das ist Aufgeben. Und Aufgeben ist der Anfang vom Ende.

Doch Zuversichtlichkeit darf auch nie nur für sich stehen und zum Selbstzweck, ja zum Fetisch verkümmern. Zuversicht heißt gerade nicht: „Es wird alles gut, wenn wir nur fest daran glauben.“ Solche Phrasen führen zum selben Ergebnis wie Lethargie: zu Stillstand; dazu, dass wir weiter nichts tun und hinnehmen, was nicht hinnehmbar ist.

Nein – Zuversicht braucht es nicht als tägliche Beruhigungspille, sondern, weil es sonst noch schlimmer kommt. Wir dürfen uns nicht mit den Ungerechtigkeiten dieser Welt, mit Unterdrückung, Rassismus, Antisemitismus oder dem Patriarchat zufriedengeben, mit dem Reichtum einiger und der Armut vieler, mit der Zerstörung unseres Planeten.

Foto: Anke Phoebe Peters

Aron Teuscher

Jahrgang 1997, ist Redakteur des taz lab 2023. Er pendelt zur Zeit zwischen Berlin und Leipzig und studiert Geschichte.

Wenn alle glauben, dass sich nichts verändern kann, dann wird sich auch nichts verändern. Lasst euch von eurem Frust nicht paralysieren – widersprecht, geht auf die Straße, bildet Banden! Denn wir alle sind mitverantwortlich dafür, dass die Welt nicht so kaputt bleibt, wie sie ist.

Aron Teuscher

Hier schreiben unsere Au­to­r*in­nen ­wöchentlich über Zukunft & Zuversicht.

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