taz.mag.nachtrag: Höge als Impresario
Was für eine Erfolgsgeschichte: Wladimir Kaminer ist im Laufe der vergangenen vier Jahre zu einem sehr, sehr beliebten Schriftsteller rund um die Szenen am Prenzlauer Berg und in Berlin-Mitte geworden. Das mag nicht allein an der Qualität seiner Short Stories liegen, sondern auch an dieser unerlernbaren Ausstrahlung voller Sexyness und männlicher Anmut.
Aber: Ein Kaminer hätte ohne einen der taz-Leserschaft sehr geläufigen Autor keine Chance gehabt. Er heißt Helmut Höge, 55, Kolumnist („Normalzeit“) für alle Lebensbereiche – und das seit taz-Urzeiten. Höges erster Text erschien schon am 4. März 1980.
Entdeckt hat er Kaminer im „Siemeck“, eine Kneipe am Prenzlauer Berg, wo der junge Mann gerade Texte zur „Neuen Proletarischen Kunst“ vorlas. „Das war ein neuer Ton“, so Höge, „er klang lakonisch. Seine Sicht auf die Dinge war vollkommen frei von Klage. Das fand ich gut, das musste in die taz.“
Und so geschah’s: Kaminers erster Text wurde am 22. Dezember 1998 gedruckt. Landsleute von Kaminer sind dieser Höge’schen Inspiration sehr dankbar: Sie sprechen inzwischen von einer Vor- und einer Nachkaminerzeit. Vorher waren Russen Mafiosi, Heiratsschwindler, Sozialschmarotzer. Nachher scharfe Schnitten.
Höge und Kaminer haben nun einen Band gemeinsam veröffentlicht. Der eine steuerte Texte, der andere Fotos bei: Helden des Alltags (Goldmann, München 2002, 160 Seiten, 14,90 Euro). Wir empfehlen es sehr!
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