taz.adventskalender (2) : Wir wünschen uns … andere Zeiten
Das Leben ist ein Wunschkonzert: Stimmt leider nicht ganz, aber zumindest im Advent werden Sehnsüchte, Hoffnungen – Wünsche eben – geäußert. Auch an dieser Stelle in der taz, bis zum 24. Dezember jeden Tag.
Schon wieder so ein Morgen. Der Wecker fiept. Ich kehre von sehr weit weg abrupt ins Hier und Jetzt zurück. Der Himmel draußen ist dunkel, das Bett herrlich warm. Aber Umdrehen geht nicht. Aufstehen, das Kind wecken, duschen, ein bisschen Müsli in die Kleine reinpressen und dann los. Die Müdigkeit sitzt bleischwer in den Knochen. Doch was hilft’s: Um 8 Uhr beginnt die Schule.
Was für ein Stress. Und so unnötig noch dazu. Warum fängt der Unterricht nicht einfach eine Stunde später an? Man könnte morgens in aller Ruhe gemeinsam frühstücken. Die Kinder wären ausgeschlafener, entspannter, aufnahmefähiger. Und die Erwachsenen auch. Eine Betreuung der Kleinen vor acht Uhr etwa im Hort gibt es vielerorts jetzt schon und müsste dann eben bis 9 Uhr möglich sein – für Eltern, die schon früher anfangen zu arbeiten.
Hm, wie argumentiere ich jetzt weiter? Gähn. Ich hole mal schnell einen Kaffee ...
Vor einigen Jahren haben die SchülerInnen des John-Lennon-Gymnasiums in Mitte über einen späteren Schulstart abgestimmt. Eine knappe Mehrheit sprach sich damals dagegen aus. Aber nur, weil knapp 400 Mädchen und Jungen lieber früher aufstehen, sollte das nicht auf Dauer die ganze Debatte einschläfern.
Schließlich versuchen inzwischen auch Chronobiologen, die Traditionalisten wachzurütteln. Man könne nachweisen, dass all jene mit einem späten Rhythmus in frühen Prüfungen schlechter abschneiden, sagen sie. Die Wissenschaftler bezeichnen den 8-Uhr-Schulbeginn deshalb als „biologische Diskriminierung“.
Der frühe Vogel fängt eben keinen Wurm – zumindest dann nicht, wenn er zu dieser Zeit eigentlich noch schlafen will.
Ich gebe zu, das ist keine besonders originelle Schlusspointe. Nehmen Sie ’s mir nicht übel. Für mehr Kreativität bin ich leider zu müde. Antje Lang-Lendorff
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