taz-zwei-ethikrat: Der gute alte Storno-Trick
Darf man sich über pampige Aldi-Kassiererinnen bei der Konzernzentrale beschweren?
Die Aldi-Kundin packt klug. Aufs Warenband stellt sie zuerst die schweren Sachen – Apfelsaft, Milch. Dann das Kleinzeug – Salami, Joghurt. Zum Schluss das Empfindliche – Erdbeeren, Spargel, Butter. Es ist ja Mai.
Die Aldi-Kassiererin hingegen hat heute eine Scheißlaune. Wortlos und zackig wird der Apfelsaft gescannt, die Salami segelt hinterher. Als schließlich die Butter im spitzen Winkel auf den Milchtüten landet, fleht die Kundin um Mäßigung. „Könnten Sie bitte vorsichtiger mit den Waren umgehen?“
Die Aldi-Kassiererin hält inne. Schaut auf. Halloooo?! Gehts noch?, fragt ihr Blick. Sie lässt provokant drei Erdbeerpakete in den Wagen plumpsen. Kassiert. Spricht kein Wort. Scheißlaune.
Zu Hause packt die Aldi-Kundin die matschigen Erdbeeren, den angebrochenen Spargel aus. Sie weiß, wie die Kassiererin heißt, und sie erwägt sehr ernsthaft, sich über sie zu beschweren. Beim Konzern.
Aber darf sie das? Eine Frau bei einem Discounter verpetzen, der für seine fragwürdigen Arbeitsbedingungen bekannt ist? Das muss nicht sein. Beim nächsten Mal wird die Kundin die Kassiererin alles einscannen lassen, bis zur letzten Pfandflasche. Und sich dann, ohne zu zahlen, umdrehen und gehen. Da kann die erst mal schön stornieren. Das macht richtige Scheißlaune.
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