Die neue taz-Serie „Lateinstunde“ sorgt für Aufregung auf höchstem Niveau. Viele sind begeistert und schreiben wie Nils Björn Schulz: Hoc exemplum mihi nova expectanti valde arridet. Pergite! Andere fragen:: taz stupida est?
Am vorvergangenen Mittwoch startete die neue taz-Serie „Lateinstunde“ mit dem lateinischen Text „Nonne licet superbire?“. Es ging vordergründig um die Amerikanisierung der deutschen Sprache, indirekt natürlich auch um die Frage: Kann eigentlich noch jemand Latein? Die zahlreichen Reaktionen (etwas Entsetzen, mehr Begeisterung) belegen: Ja. Briefe und Mails zum Thema waren in der Regel in Latein. Allerdings liegt bei einigen die Schulzeit etwas zurück. Wir dokumentieren einen aufrüttelnden Briefwechsel.
1. Folgender Brief geht in der LeserInnenbriefredaktion ein:
Stulti sumus sed taz etiam stupidus est. Ubi est translatio articuli latini Klausi Mackowiaki in pagina domestica taziae? Non possumus trovare. Lingua latina difficilis est. Sumus amici taziae,
GABRIELA et BERNARDUS TELGENBUESCHER
2. LeserInnenbriefredaktion an Meinungsredaktion:
Falls das was zum Veröffentlichen ist, lasst es mich wissen. Kann kein Latein. Die LeserInnenbriefredakteurin
3. Meinungsredaktion an LeserInnenbriefredaktion:
Übersetzung des lateinischen Leserbriefs:
Wir sind dumm, aber die taz ist auch dumm. Wo ist die Übersetzung des Artikels von Klaus Machowiak auf der taz-Homepage? Wir können sie nicht finden. Latein ist schwer. Wir sind Freunde der taz. GABRIELA und BERNARDUS TELGENBÜSCHER
4. Der Brief geht ans taz-Archiv. Das taz-Archiv antwortet:
Sehr geehrte Frau Telgenbüscher, sehr geehrter Herr Telgenbüscher, Sie klicken also auf der Startseite der digitaz „Archiv“ an und auf dem Kalender, der daraufhin erscheint, den 11. April. Hier finden Sie unter dem Ressort „Meinung und Diskussion“ den lateinischen Text, seine deutsche Übersetzung sowie ein „latein-editorial“. – Und im Übrigen: Wie konnte Ihnen nur ein solch einfacher grammatischer Fehler unterlaufen, als sie „taz stupidus est“ schrieben, statt der korrekten feminen Form „stupida est“?
. . . Salvete Telgenbüscher, Ihr Andreas Müller, taz-recherchedienst
5. Betr.: Nostra culpa, nostra culpa, nostra maxima culpa!
Lieber Herr Müller, herzlichen Dank für Ihren netten Brief und die Gebrauchsanleitung. Natürlich haben Sie Recht mit dem „stupida“, aber wir sind glücklicherweise nur Schmalspurlatinisten (früher hieß das: Neusprachliches Gymnasium), also Nachsicht bitte, außerdem hatten wir schon eine Flasche vom guten Aldi-California-Wein in den Kiemen. BERND und GABI TELGENBÜSCHER
Die Serie „Lateinstunde“ erscheint einmal im Monat.Die Übersetzung gibt es auch beim taz-recherchedienst (Motto: „Stets zu Diensten“): (0 30) 2 59 02-284 [11–15 Uhr], E-Mail recherche@taz.de
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