taz sachen: Die Eins unter Zeitdruck
Manchmal hat er es schwör, der Redaktör. Zum Beispiel wenn es in der Welt ordentlich rundgeht, die Ereignisse sich aber leider nicht an den Redaktionsschluss für die Zeitungsproduktion halten.
Am Sonntagabend zum Beispiel: Da hatte die FDP zwar mit großem Getöse angekündigt, dass um 18 Uhr Schluss sei mit der Sondiererei. War es dann aber nicht. Da standen wir hier in der Redaktion selbst enttäuscht und sah’n betroffen den Vorhang zu und alle Fragen offen. Und weil der gute Bertolt Brecht ja in vielem recht hat, haben wir das dann genau so auf die Eins geschrieben. Wackelt, aber passt – irgendwie.
Umso schöner, dass etwas passierte, was so exakt wenige erwartet hatten: Die FDP ergriff gegen Mitternacht die Flucht aus der Verantwortung – und unser taz-Titel war, als er am Montagmorgen von unseren LeserInnen aus dem Briefkasten gezogen wurde, gereift wie ein guter Wein. Manchmal muss er Glück haben, der Redaktör, der es sonst so schwör hat.
Montag früh war die Nachrichtenlage dann so eindruckvoll, dass sich ein neuer Titel aufdrängte. „Keine Macht für Niemand“, hatte Rio Reiser schon 1972 auf der gleichnamigen Doppel-LP seiner Band Ton, Steine, Scherben gesungen. Das Cover glänzt nicht nur bis heute durch grafische Schlichtheit, es lässt sich auch mit wenigen Handgriffen in einen Entwurf für einen taz-Titel umbasteln, den wir dann schnell bei Facebook und Twitter gepostet haben. Als Extrablatt. Denn die gedruckte taz erschien ja erst wieder fast 24 Stunden später. Und bis dahin drohte die Zeit für die hübsche Idee schon wieder vorüber zu sein. Man hat es halt schwör als Redaktör. Gereon Asmuth
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