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■ taz internBetrifft: Georg Elser

Erfreulich. Jetzt wird er also in seiner Heimatstadt Königsbronn eine Ehrentafel erhalten, der Johann Georg Elser. 50 Jahre nach seiner Ermordung im KZ Dachau ist Elser, der Adolf Hitler und die Naziführung am 8.9.1939 im Münchner Bürgerbräukeller mit einer Bombe „in die Luft sprengen“ wollte, damit endlich im Ort sichtbar präsent.

Eilig. Noch bei der Recherche zur taz-Reportage vom 31.3. war Bürgermeister Michael Stütz vom Sinn eines „Täfele“ nicht überzeugt – vergangenen Sonntag stellte er es stolz auf einer Gedenkfeier in der Königsbronner Realschule der Öffentlichkeit vor. (Zeitgleich spielte die örtliche A-Jugend gegen den VfB Stuttgart, in der Turnhalle gegenüber feierte derweil der Musikverein „Saisonauftakt“ bei Frühschoppen und „reichhaltigem Mittagstisch“.) In der Hektik hat es allerdings nur zu einem Holzprovisorium gereicht: „Peinlich“ fand das ein Mitglied des Elser-Arbeitskreises. Ein gegossenes Exemplar der Tafel soll nun folgen.

Eigenwillig. Zuvor hatte Stütz in seiner Rede die taz gescholten: Mit dem Artikel sollten Gemeinde und der Elser- Arbeitskreis, in dem sich ein Dutzend Mitglieder seit Jahren um die Erinnerung an Elser mühen, gespalten werden. Das freilich ist eine sehr eigenwillige Interpretation. Festgehalten in der taz war die Tatsache, daß Königsbronn bis dato den Widerstandskämpfer Elser völlig verdrängt hat – auch in der fünfjährigen Amtszeit von Stütz. Als dieser die taz-Autoren namentlich attackierte, gab es – bemerkenswert für einen Festakt – Pfiffe und den Zwischenruf eines Pfarrers: „Ich finde das nicht gut.“

Zufrieden. Georg Elsers 82jähriger Bruder Leonhard jedenfalls hat in einem Leserbrief an die Lokalzeitung Heidenheimer Neue Presse (HNP)über den taz-Artikel geschrieben: „Diese Veröffentlichung ist die erste und einzige, der ich völlig zustimme. Sie trifft meine Empfindungen.“

Taktlos. Die HNP hatte mit einem Kurzbericht auf die taz reagiert. Tenor: Verschiedene der porträtierten Bürger fänden sich im Text „nicht ganz wieder“. Instinktsicher wurde diese Meldung mit einem Elser-Foto illustriert, das von der Gestapo nach Folterungen gemacht worden war. Leonhard Elser im Brief an die HNP: „Daß ich an diesem Bild leide, auch das steht in der taz.“

Würdig. Post bekam Leonhard Elser inzwischen von Erwin Teufel. Er wolle, schrieb ihm der Ministerpräsident Baden-Württembergs, „mit einer öffentlichen Erklärung ... Ihren Bruder würdigen.“ Und wann? Beim Staatsakt zum 20. Juli.

P. S.: Informationen und Material zum Thema hat der „Elser-Arbeitskreis“, c/o Gertrud Schädler, Bergstr. 5, 89518 Heidenheim

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