taz bekommt Bekennerbrief: Farbbeutel gegen Wohnungsnot
Nächtliche Anschläge auf die Autos von Senatorin Blankau und einer Immobilienfirma.
HAMBURG taz | Zu zwei Anschlägen auf Autos in der Nacht zu Montag hat sich eine anonyme Gruppe in einer Bekennermail an die taz bekannt. Opfer sind Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) und die Immobilienverwaltung Landschulze. Grund sei die Wohnungsnot in Hamburg sowie die "Verhöhnung der Notlage der Wohnungssuchenden" durch die Senatorin.
Weiter heißt es in der Mail: "Darum haben wir Steine und Farbe auf das Haus und das Auto von Senatorin Blankau (... ) geworfen. Vor der Villa der Grundstücksverwaltung Landschulze in Marienthal sind zwei Fahrzeuge des Familienclans angezündet worden.
Landschulze und seiner Familie gehören über 20 Häuser im Schanzenviertel und Umgebung. Viele Wohnungen stehen leer und verkommen. Ihm gehört das Eckhaus Schulterblatt/Juliusstrasse, welches letztes Jahr besetzt und geräumt wurde."
Die Polizei bestätigte, dass auf das Privatauto von Blankau ein Farbanschlag verübt wurde. Unbekannte hätten in Alsterdorf mit Farbe gefüllte Gläser auf den Wagen geworfen, der im Carport neben Blankaus Wohnhaus stand.
Außerdem wurden zwei Reifen zerstochen. Der Staatsschutz geht von einem politisch motivierten Anschlag aus und übernahm die Ermittlungen. Zudem bestätigte die Polizei, dass in Marienthal zwei Autos in Brand gesteckt worden sind.
In derselben Nacht wurden sieben mutmaßliche Auto-Brandstifter geschnappt. Mit Hilfe von Grillanzündern und Böllern wollten sie am frühen Montagmorgen vermutlich einen Wagen in Barmbek in Brand setzen, als eine Funkstreife auf die Gruppe aufmerksam wurde. Die sechs Männer zwischen 15 und 32 Jahren sowie eine 20-jährige Frau wurden festgenommen.
Nach einem Bericht von NDR 90,3 sollen sie "aus der linken Szene" kommen. Einige von ihnen hätten bei den Protesten im Schanzenviertel am Wochenende Platzverweise erhalten. Die Verdächtigen machten vorerst keine Aussagen und wurden nach der erkennungsdienstlichen Behandlung wieder auf freien Fuß gesetzt.
Leser*innenkommentare
HANS NIX
Gast
Diese kleinen Fälle sagen für sich nichts aus. Meiner Meinung nach, wird diese Frau aber scheitern, weil sie letztlich gar nicht so viel bauen kann, wie sie behauptet hat (bzw. die SPD versprochen hat). Zudem schreckt diese SPD davor zurück, sich radikaler gegen Immobilienbesitzer und Leerstand vorzugehen, zumal fast alle SPD-Politiker selber Immobilienbesitzer sind und damit von hohen Preisen indirekt oder direkt profitieren.
Für mich steht fest, dass die Menschen, die eine Wohnung suchen und die nicht am Stadtrand oder im Umland leben wollen, sich über genau diese Senatorin noch ärgern werden, weil sie schlicht kein Interesse hat, radikalere Wege zu gehen. Und das heißt: Keine Sozialwohnungen, steigende Mieten und Rauswurf durch Wohnungsverkäufe/privatisierungen. Man sollte wissen, dass die Hamburger ARGEn / Jobcenter Leute aus zu großen Wohnungen schnell werfen und zu Umzügen zwingen. Diese Politik geht auf Kosten der Armen, Schwachen und Schlechtverdiener.
Stefan @ Das wird teuer
Gast
Ironie an- Warum nicht gleich für immer wegsperren (bei Wasser und Brot und natürlich schön viel Arbeit), so können diese Leute diese widerlichen Taten niemals wiederholen. GPS-Überwachung kostet doch nur Geld! Ironie aus-
Im Ernst: woher willst Du eigentlich wissen, dass die 7 es waren?
Piet
Gast
Wieso "Senatorin"?
Das ist doch 'n Kerl!
überwachungsfeind
Gast
Von Vorverurteilungen würde ich eher absehen, da die bisherigen Ermittlungserfolge -so man überhaupt davon sprechen kann- der Hamburger Polizei doch eher spärlich waren. Es wäre auch nicht das erste mal, dass völlig unbeteiligte aus reinem Aktionismus festgenommen werden, nur weil sie ins klischeeüberlastete Polizeiraster passen.
Das wird teuer
Gast
Ich hoffe, die wilden Sieben stehen nun auch zu ihren Taten und flüchten sich nicht in schwere Kindheiten durch hohe Schulmilchpreise und ständige Klausuren in der Oberstufe.
Und ich hoffe, die Herren und die Dame werden entsprechend verurteilt und mit GPS-Fussbändern ausgestattet, falls sie in Freiheit bleiben sollen: so kann man zumindest feststellen, ob sie wieder zündeln.