taz-adventskalender (11): Frohe Botschaft: Telefonfreundschaft
Einsame Menschen haben es an Weihnachten schwer. Der Verein „Silbernetz“ weitet deshalb seine Telefonhotline über die Feiertage aus.
Nach dem christlichen Kalender wird die Frohe Botschaft ja erst am 24. Dezember verkündet. Weil es in diesem irdischen Jammertal aber so selten Grund zur Freude gibt, präsentieren wir bis Weihnachten täglich eine gute Nachricht.
Geschenke, Weihnachtsmarktbesuche und Familienfeiern – während der Advent von manchen bereits im Herbst sehnsüchtig erwartet wird, können die Weihnachtstage für vereinsamt lebende Senioren eine schwere Zeit sein. Denn was sind schon Tannengrün und Pfefferkuchen, wenn man niemanden hat, um die Freude zu teilen, oder gar niemanden, dem man sich überhaupt mitteilen kann?
Zumindest bei Letzterem will der Verein „Silbernetz“ Abhilfe schaffen. So hat der vom Humanistischen Verband Deutschland getragene Verein bereits Ende September das sogenannte „Silbertelefon“ ins Leben gerufen, eine Telefonhotline, bei der einsame Ältere mit Ehrenamtlichen reden können.
Kein Problem? Macht nix!
Anders als zum Beispiel bei der Telefonseelsorge brauchen die Anrufer „keine Krise und kein Problem“, um die kostenfreie Telefonnummer zu wählen, wie der Verein auf seiner Internetseite schreibt: „Ihr Wunsch zu reden genügt.“ Ziel sei es auch, isoliert lebende Ältere auf geeignete Angebote in ihrem Kiez aufmerksam zu machen und ihnen so zu helfen, aus der Einsamkeit auszubrechen.
Nun hat die Initiatorin des Projekts, Elke Schilling, angekündigt, die Hilfehotline über die Feiertage auszuweiten. Von Heiligabend bis Neujahr werde das „Silbertelefon“, das bisher zwischen 8 Uhr und 20 Uhr erreichbar war, rund um die Uhr mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern besetzt sein, sagte Schilling. Neben der Hotline bietet „Silbernetz“ auf Wunsch auch den Kontakt zu einem festen Telefon-Ansprechpartner an: Bisher seien 15 solcher „Freundschaften“ zu Ehrenamtlichen vermittelt worden.
Die Idee einer Senioren-Hotline stammt aus Großbritannien und ist dort sehr erfolgreich. Auch Silbernetz berichtet von hoher Akzeptanz: In der ersten Woche sei das „Silbertelefon“ täglich 100-mal angerufen worden, sagte Schilling. Inzwischen steige das Anrufaufkommen nicht mehr so „überfallartig“. Aktuell gebe es etwa 20 neue Anrufer pro Woche. Dafür habe die Senioren-Hotline mittlerweile eine ganze Reihe Stamm-Anrufer.
Am 20. und 21. Dezember, wollen sich auch Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD), Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke), Ex-Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU), die FDP-Abgeordnete Maren Jasper-Winter und der Staatssekretär für Arbeit und Soziales Alexander Fischer (Linke) beim „Silbertelefon“ engagieren. Sie haben angekündigt, jeweils für eine Stunde zum Hörer zu greifen. Ob man kurz vor Weihnachten ausgerechnet mit diesen Gesprächspartnern schnacken möchte, muss jeder selbst wissen.
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