taz Talk zu Feminismus: Corona und Frauen

Jutta Allmendinger und Simone Schmollack im Gespräch über Gleichstellung. Ist die Coronapandemie vor allem eine Krise für Frauen?

Zwei Frauen zur Coronakrise und Gleichstellung Foto: Barbara Dietl & Inga Haar

Jutta Allmendinger ist eine der bekanntesten Soziologinnen Deutschlands: Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung und Expertin in Sachen Geschlechtergleichstellung. Hierbei interessiert sie vor allem der Aspekt der bezahlten und unbezahlten Arbeit. Darüber sprach sie mit taz-Redakteurin Simone Schmollack (Ressortleiterin des taz-Newsdesk) im 94. taz-Talk.

Wann: Do. 28.01.2021, 19 Uhr

Wo: Livestream via YouTube

Kontakt: taztalk@taz.de

Allmendinger macht eine Retraditionalisierung der Geschlechterrollen durch die Coronapandemie aus: Corona wirft Frauen und ihre feministischen Erfolge um drei Jahrzehnte zurück. Diese These verhandelt Allmendinger in ihrem neuen Buch „Es geht nur gemeinsam“ (Ullstein Verlag). Neben der Expertise über weibliche (Erwerbs)Biografien der vergangenen Jahrzehnte ist das Buch vor allem auch ein persönlicher Bericht über ihre eigene Karriere und die Veränderungen von Frauenleben in den vergangenen Jahrzehnten.

„Das Corona-bedingte Phänomen 'Homeoffice' hat ein Geschlecht und unterschiedliche Auswirkungen auf beide Geschlechter“, sagt Jutta Allmendinger im unterhaltsamen wie lehrreichen Gespräch. Mütter müssten verstärkt die Vereinbarkeit von erhöhter Care-Arbeit und Homeoffice schultern, während sich Väter rasch wieder ins Büro zurückziehen.

Nach dem ersten Lockdown, so Allmendingers Beobachtung, kehrten Männer schneller in den Job zurück als Frauen. Dem widerspricht die taz-Kollegin Schmollack: Aktuelle Studien zeigen, dass Männer jetzt ebenso viel Care-Arbeit und Kinderbetreuung übernähmen wie Frauen.

Doch trifft das überall zu, oder nur in der Statistik? Die beiden Frauen diskutieren über unterschiedliche Erwerbsmodelle von Frauen im früheren Osten und Westen Deutschlands: Im Westen verstärkt Teilzeit, im Osten vor allem Vollzeit. Beide Modelle wirken bis heute nach. Allmendinger stellt das Ost-Modell der zwei Vollzeitjobs in einer Paarbeziehung in Frage: Muss es das heute noch gehen? Sie plädiert, unter anderem in ihrem Buch, für die sogenannte große Teilzeit: 32 Wochenarbeitsstunden für beide Partner:innen.

Die taz-Redakteurin Simone Schmollack im Gespräch mit der Soziologin Jutta Allmendinger. Sie ist seit 2007 Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung und hat sich mit ihrer Forschung zur Gleichstellung der Geschlechter, Berufswelt von Frauen und Männern sowie der ungleichen Verteilung von Care-Arbeit einen Namen gemacht. Ihr Buch „Es geht nur gemeinsam“ ist im Ullstein Verlag erschienen.

Anregungen und Fragen nehmen wir mit Freuden entgegen über taztalk@taz.de.

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