taz-Serie Schillerkiez: Was treibt Gentrifizierung?: "Wir Künstler sind auch Opfer der Verdrängung"
Künstler haben in der Gentrifizierungsdebatte einen schlechten Ruf: "Entdecken" sie ein Viertel, scheinen steigende Mieten die Folge zu sein. Oder ließe sich das verhindern?
taz: Frau Hübner, wie kam die Kunst in den Schillerkiez?
Eva Hübner: Die hat der Kiez selbst gewollt. Es waren ja Anwohner, die im Jahr 2000 festgestellt haben, dass sie nicht weiter in die Innenstadt flüchten wollen, um Kultur zu erleben. Sie entwickelten ein Konzept namens „Schillernde Donnerstage“. Daraus entstand 2001, mit Fördergeldern, das Schillerpalais. Später kamen weitere Kulturräume dazu. Der Bedarf war also da!
In Ordnung. Aber was hat die Kunst den Bewohnern gebracht?
Hübner: Der Schillerkiez und ganz Nord-Neukölln sind inzwischen eine kulturelle Marke, auch durch die Festivals „48 Stunden Neukölln“ und „Nacht und Nebel“. Früher ist man mit Taxen durch Neukölln gefahren, um sich Kunst anzugucken – immer in der Erwartung, dass Alkis, Drogensüchtige oder kriminelle Gangs dir eins über den Kopf geben. Das ist vorbei. Von diesem Wandel haben auch die Anwohner profitiert.
Frau Acosta Iglesias, Sie haben mit drei Mitstreitern seit drei Jahren Ihr Atelier in einer Ladenwohnung im Schillerkiez. Sind Sie Teil des Viertels geworden?
Helen Acosta Iglesias: Ich denke schon. Türkische Opis klopfen bei uns an die Tür. Sie holen sich Stühle und setzen sich vor unseren Laden, trinken Tee, plaudern. Es gibt einen Austausch mit dem Kioskbetreiber nebenan. Manchmal fragen die Nachbarn, was wir machen. So ganz verstehen sie es nicht.
Versuchen Sie zu erklären, was Sie machen?
Acosta Iglesias: Es ist schwierig. Eine alte Dame von schräg gegenüber kommt regelmäßig vorbei und fragt: „Was wird das?“ Dann sagen wir: „Das wurde schon vor zwei Jahren ein Atelier.“ „Eine Kita?“ „Nein, ein Atelier.“ „Ein Kinderladen?“ „Nein, eine Werkstatt.“ Na ja.
Warum sind Sie mit Ihrem Atelier in den Schillerkiez gezogen?
Acosta Iglesias: Weil ich die Ecke schon super fand, bevor das Flugfeld offen war, und weil die Miete günstig war. Unser Atelier war früher eine Kohlenhandlung. Fünf Wochen haben wir renoviert, mussten sogar die Wände absaugen. Da war überall eine zentimeterdicke Schicht Kohlestaub drauf. Es war ein Schlachtfeld.
Frau Hübner, wenn Sie an die „Schillernden Donnerstage“ zurückdenken: Wie hat sich der Kiez seitdem verändert?
Hübner: Die Interessen sind nicht mehr so leicht zu bündeln. Früher war im Kiez nichts weiter zu finden. Heute muss man nicht mehr das Viertel verlassen, sondern kann hier die verschiedensten Orte aufsuchen.
Und wie hat sich die Kunst im Schillerkiez verändert?
Hübner: Es gibt heute Künstler, von denen weiß man nichts. Die haben zwar ihre Ateliers und Wohnungen hier, sind aber international vernetzt und nicht an den Entwicklungen vor Ort interessiert. Das ist einfach so. Und es gibt mehr kommerzielle Anbieter. Damals hätte hier keiner eine Galerie eröffnet. Wozu auch? Kam doch eh keiner vorbei. Inzwischen wird ein bestimmtes Lauf- und Kundenpublikum erwartet.
Wie arbeitet es sich im Schillerkiez?
Acosta Iglesias: Gut. Aber am Wochenende ist es schon extrem. Unser Atelier ist ebenerdig, direkt am Haupteingang zum Tempelhofer Feld. Wir haben ein Schaufenster, da kann man wunderbar reingucken, und das tun die Leute auch. Eltern heben ihre Kinder hoch, um zu gucken, was die Tante da macht. Da muss ich am Wochenende die Gardinen zumachen, sonst kann ich mich nicht mehr konzentrieren.
Aber der Galerist, der sagt: „Ich kaufe alles“, kam noch nicht vorbei?
Acosta Iglesias: Nein, der noch nicht. Aber ich stelle dort ja auch nicht aus, meine Netzwerke sind woanders. Ich habe aber einen Pokal aus Strohhalmen, den man mieten kann, für Leute, die Motivation brauchen, oder Künstler, die lange keinen Preis gewonnen haben. Den vermiete ich für 20 Euro pro Woche. Da haben ein paar Nachbarn geklopft und ihn für eine Woche mitgenommen.
Sie haben nun eine drastische Mieterhöhung für Ihr Atelier erhalten: Statt 300 soll es ab kommendem Jahr 900 Euro kosten. Werden Sie zum Opfer einer Entwicklung, die Ihre Künstlerkollegen mit angestoßen haben?
Acosta Iglesias: Ich weiß gar nicht, ob wir Künstler so viel Einfluss haben. Viele haben hier ja nur ihre Ateliers, sie sind nicht sonderlich präsent. Viele unserer Nachbarn haben noch nicht mal gecheckt, dass wir Künstler sind. Wenn wir für eine Ausstellung mit einem Mietwagen anrücken, denken sie, hier würde schon wieder ein- und ausgezogen.
Helen Acosta Iglesias ist Meisterschülerin von Verena Vernunft und arbeitet seit Ende 2007 als bildende Künstlerin. Ihr Atelier, das sie sich mit drei KollegInnen teilt, liegt in der Herrfurthstraße im Schillerkiez. Sie stellte 2010 ihr Werk "Zeitmaschine" im Schillerpalais aus. Eva Hübner ist Projektmanagerin bei Förderband Kulturinitiative Berlin e. V. Sie arbeitet seit 2000 für den Träger Förderband am Projekt Schillerpalais, einem Kunst- und Aktionsraum in der Schillerpromenade, mit. Seit 2005 ist sie im Vorstand des Vereins Schillerpalais und zuständig unter anderem für die Vernetzung in den Stadtraum.
Frau Hübner, war der Aufstieg des Schillerkiezes entschieden, als die Künstler vor gut zehn Jahren den Stadtteil entdeckt haben?
Hübner: Wenn Sie jetzt die Gentrifizierung meinen: Das haben wir nicht in diesem Maße erwartet. Hier ging es überhaupt erst mal darum, Lebensqualität zu entwickeln. Die Örtlichkeiten und das Angebot im Viertel waren ja mehr als mau. Als Räume wurden uns etwa zwei Bordelle angeboten, die gerade weitergezogen waren.
Sind Sie, sind die Künstler schuld an der Entwicklung?
Acosta Iglesias: Ich würde sagen, es war der Park. Erst als das Flugfeld auf war, kamen plötzlich die ganzen neuen Läden. Das war eine Sache von einem dreiviertel Jahr, rasant.
Hübner: Schuld klingt so negativ. Wir wirken hier ja schon relativ lange, seit über zehn Jahren. Dass jetzt viele neu dazukommen und dass Vermieter unter dem Aspekt der Wertsteigerung von Räumen sagen: „Der Kiez ist attraktiver geworden, ich erhöhe die Miete“, das ist immer zu erwarten. Aber man kann ja auch mitsteuern. Und da haben Bezirk, Senat und Verwaltung eine große Verantwortung: Was unterstützen sie, was nicht? Wie schafft man es, dass nicht nur rein kommerzielle Angebote existieren? Wie verhindert man, dass etwas verödet? Es geht darum, dass man in einem Viertel auch noch leben kann und nicht nur noch durchrauscht, wie etwa in der Linien- oder Auguststraße in Mitte. Diese Orte sind weit entfernt von Lebensqualität, wie ich sie verstehe.
Zwischen Flughafen Tempelhof und Hermannstraße in Neukölln liegt der Schillerkiez. Lange galt das Viertel am Rande des Flugfelds als Armeleutegegend. Menschen aus vielen Nationen leben hier, mehr als 40 Prozent sind arbeitslos, der Kiez hat die höchste Bevölkerungsdichte von Neukölln.
Doch spätestens seit der Stilllegung des Flughafens 2008 ist aus dem innerstädtischen Viertel ein Quartier mit Potenzial für Investoren geworden. Seit Mai 2010 ist die 386 Hektar große Freifläche ein Park; es sollen Gewerbebetriebe entstehen und neue Wohnquartiere für die obere Mittelschicht.
Droht dem Schillerkiez nun also eine Welle von Aufwertung und Mietsteigerungen, wie sie weite Teile von Prenzlauer Berg und Kreuzberg bereits erlebt haben? Sind die Studierenden und Künstler, die ins Viertel strömen, Vorboten einer Entwicklung, die in Friedrichshain und Mitte schon an ihrem Ende angekommen ist? Wird das einstige Arbeiterviertel gentrifiziert - oder wird es bei ein paar Townhouses am Parkrand bleiben?
Sicher ist nur eins: Der Schillerkiez wird sich verändern. Wer davon wie stark profitiert, wird man sehen. Die taz beobachtet diese Veränderungen seit Mai 2010. Bereits erschienene Texte stehen im Internet unter: www.taz.de/schillerkiez.
Könnte das hier in fünf Jahren nicht auch so aussehen?
Hübner: Das glaube ich nicht. Neukölln ist sehr groß und von der sozialen Gemengelage sehr differenziert.
Sind Sie da auch so sicher, Frau Iglesias?
Acosta Iglesias: Bei uns ist das vielleicht ein spezieller Fall: Unsere Vermieterin hat gehört, dass auf dem Park die Internationale Gartenausstellung stattfinden soll. Sie hat wahrscheinlich die Vision, das Ladengeschäft in einen Infopoint umzuwandeln.
Hübner: Die Frage bleibt doch: Welche Teile dieser Stadt sind steuerbar durch die Politik, etwa durch landeseigene Wohnungsbaugesellschaften oder durch Mietpreisbindungen? Gegen private Vermieter, die ein einfaches Gemüt haben – um den Fall von Frau Acosta Iglesias aufzugreifen –, die glauben, wenn man die Miete verdrei- und vervierfacht, rennen einem die Leute die Bude ein: gegen die kann man nichts machen. Natürlich ziehen die Künstler Aufmerksamkeit auf sich, weil sie nach draußen gehen, sich präsent machen müssen. Und ja, sie bringen ein gewisses Level mit. Wo ein Künstler ist, da kommt der Teeladen. Und wo der Teeladen ist, kommt das nächste Café.
Acosta Iglesias: Na ja, ich weiß nicht, ob das wirklich so ist.
Was können Künstler gegen Verdrängung tun?
Acosta Iglesias: Ja, welche Möglichkeiten haben wir? Ich würde ja auch gerne bleiben, kann mir das aber bald nicht mehr leisten. Ich bin ja auch Opfer.
Sie sehen Sie sich nicht als politischer Akteur?
Acosta Iglesias: Das weiß ich nicht. Gentrifizierung ist eine komplexe Angelegenheit. Ich kann die Entwicklung nicht aufhalten und auch nicht groß beeinflussen. Ich wünsche mir, dass sie irgendwann stoppt. Dass wir hier bleiben können. Aber es geht immer weiter, wie eine Spirale.
Hübner: Wenn das wirklich so ist, dann wäre es doch toll, wenn die Gentrifizierung endlich in der Gropius-Stadt ankäme.
Wird sie ja vielleicht bald.
Hübner: Das sehe ich nicht.
Im Hamburger Gängeviertel haben Künstler gegen Aufwertung gemeinsam rebelliert: Ist so was auch in Neukölln denkbar?
Hübner: Natürlich. Das Berliner Netzwerk StadtNeudenken, bei dem auch Künstler mitmachen, beschäftigt sich doch genau mit diesem Thema. Es gab auch schon Erfahrungsaustausche zwischen Berliner und Hamburger Künstlern. Ich sehe nicht, dass man da wie das Kaninchen vor der Schlange sitzt: Hilfe, jetzt kommt die Gentrifizierung und ich kann nichts tun.
Acosta Iglesias: Ich finde, dass die Politiker, die immer mit uns Künstlern werben, uns auch ein bisschen mehr pflegen könnten.
Viele Leute im Kiez machen Künstler für die steigenden Mieten verantwortlich.
Acosta Iglesias: Wir wurden einmal beschimpft. Eine Nachbarin hat sich beschwert, dass unsere Räume keine Wohnräume werden. Wir haben ihr erklärt, dass es reine Gewerberäume sind, in denen man nicht wohnen darf: Wir haben keine Dusche, kein warmes Wasser, die Tür ist kaum isoliert. Das hat sie aber nicht akzeptiert.
Verstehen Sie die Wut?
Acosta Iglesias: Nein. In unserem Fall war das doch gar kein Wohnraum. Davor stand das Ladengeschäft zehn Jahre leer.
Hübner: So was versteht natürlich der einfache Bürger meist nicht. Und viele von denen, die als Migranten hergekommen sind, die wenig Schulbildung besitzen, die im sprachlichen Bereich schwach sind, denen bleibt eine solche Entwicklung verschlossen. Sie sehen erst mal nur: „Da ist eventuell Wohnraum für meinen Sohn, und da sitzen irgendwelche Leute drin, die da eine Werkstatt draus machen. Wozu?“
Es gibt auch zahlreiche linke Gruppen, die auf hohem Abstraktionsniveau die Künstler kritisieren.
Hübner: Ja. Aber das ist ein kurzsichtiges Denken. Man kann ja auch mal fragen: Wie war das vorher, als hier nichts saniert war? Was hat es den Leuten gebracht, auf der Schillerpromenade sitzen zu können, als es nur Eckkneipen gab? Als all die sozialen Angebote fehlten. Vor diesem Hintergrund ist mir eine Formulierung wie „Künstler betreiben Gentrifizierung“ zu simpel, zu platt. Da machen es sich die Politik und die Linken, die das behaupten, zu leicht.
Acosta Iglesias: Ich habe neulich eine Wand entdeckt, auf der stand: „Künstler, zahlt keine hohen Mieten“. Schön wär’s, wenn ich das tun könnte! (lacht) Ich zahle wenig und werde auch noch gekündigt.
Frau Acosta Iglesias, Sie haben hier im Schillerpalais Ihr Werk „Zeitmaschine“ ausgestellt. Darin ging es darum, dass Ihr 98-jähriger Großvater nicht altern, nicht sterben sollte. Künstler sollten ihm eine Zeitmaschine entwerfen. Wenn Sie jetzt eine Zeitmaschine hätten: Was sollte die im Fall des Schillerkiezes tun? Wann würden Sie landen wollen?
Acosta Iglesias: Puh, da muss ich erst mal nachdenken. Vielleicht in der Zeit vor Öffnung des Flugfeldes? Ich gehe ja bis heute nicht in das neue Café gegenüber meinem Atelier, sondern nebenan zum Kiosk. So wie immer, auch wenn der Kaffee dort nicht so gut schmeckt. Das ist eine Prinzipiensache.
Hübner: Ich würde mir eine Zeitmaschine in die Zukunft wünschen, in all die jetzt gentrifizierungsgeplagten Gebiete. Dort sollten dann Experimentierräume entstehen, mit sozialer Durchmischung, sozialer Kommunikation.
Acosta Iglesias: Und jeder zehnte Vermieter, der seine Mieten erhöht, müsste einen Raum frei lassen!
Hübner: Oh ja, eine Kulturmiete! Das fände ich schön.
Frau Hübner, bei der jüngsten Vernissage hier im Schillerpalais war das Publikum im Schnitt etwa halb so alt wie Sie. Und die meisten Gäste sprachen entweder Spanisch oder Englisch. Ist das etwa die Zukunft?
Hübner: Nein. Viele davon waren Künstlerkollegen. Dass die sich bei einer solchen Veranstaltung einfinden, ist logisch. Wir sind keine kommerzielle Galerie. Das heißt, die meisten Künstler, die bei uns ausstellen, haben noch keinen Galeristen und noch keine Präsenz am Kunstmarkt. Sie suchen also. Und solange sie suchen, werden sie jeden offenen Raum annehmen, der ihnen eine Möglichkeit bietet, zu zeigen, was sie machen. Und so sehe ich diesen Ort auch: keine Künstlerförderung per se, sondern ein Experimentierfeld.
Frau Iglesias, wie international sehen Sie die Zukunft hier? Sie sind ja auf den Kanarischen Inseln geboren.
Acosta Iglesias: Ich bin seit 14 Jahren in Deutschland. Aber so viele Spanier wie hier habe ich noch nie auf einem Fleck gesehen – nicht mal in Spanien selbst. (lacht)
Ist Neukölln in der internationalen Kunstszene inzwischen ein „Place to be“?
Hübner: Herr Buschkowsky [der Bezirksbürgermeister von Neukölln, d. R.] würde sagen: ja.
Und Sie?
Hübner: Der Grund, warum die Künstler kommen, ist nicht Neukölln, sondern Berlin und die Möglichkeit, hier noch relativ preiswert zu wohnen. Hier anzukommen ist nicht schwer. Selbst, wenn ich in Marzahn meine Atelierwohnung habe, fahre ich mit der Bahn nur eine halbe Stunde und bin in Mitte. Und treffe mich dort mit meinen Kollegen.
Frau Acosta Iglesias, wäre Marzahn für Sie eine Alternative?
Acosta Iglesias: Das ist leider zu weit weg. Ich habe keinen Führerschein und kein Auto. Aber generell merkt man schon, wie schwer es geworden ist, als Künstler in Neukölln etwas zu finden. Sie hätten die letzte Atelierbesichtigung in der Karl-Marx-Straße sehen sollen! Da waren, ungelogen, über 200 Leute in einem Hof, die sich eine einzige Atelieretage angeguckt haben. Unglaublich! Wir suchen schon seit einem halben Jahr, auch außerhalb des S-Bahn-Rings – erfolglos.
Wenn Neukölln durch ist, was kommt dann?
Hübner: Lichtenberg! Und in Weißensee siedeln sich gerade viele Künstler an.
Acosta Iglesias: Einige Kollegen von mir sind jetzt im Funkhaus Nalepastraße, in Oberschöneweide. Und die zahlen auch total viel, obwohl das ja nicht wirklich nah ist.
Wenn Sie tatsächlich im April weg aus dem Schillerkiez müssten – was für eine Episode wäre das hier für Sie gewesen?
Acosta Iglesias: Mir kam unsere Ecke immer wie ein Dorf vor. Die türkischen Opis vor der Tür. Die Gartenkolonie auf dem Flughafenfeld, auf der wirklich jeder seine Blumenbeete anlegt. Berlin ist ja so groß, und trotzdem habe ich oft hier einen soziale Dorfstimmung gespürt, die mir sehr sympathisch war.
Ist das ein Heimatgefühl?
Acosta Iglesias: Ja, kann sein. Dieses Zwischenmenschliche. Auch wenn klar ist, dass das nur bestimmte Momente sind, die nie repräsentativ sind für den Kiez.
Ist der Schillerkiez ein Dorf, Frau Hübner?
Hübner: Ja. Es ist ein unaufgeregtes Leben, immer noch. Und es hat immer noch die Möglichkeit, Kommunikation schnell stattfinden zu lassen. Dass man mal oben anklopft oder da drüben beim Bäcker. Oder die Fahrschule hier: Wenn wir „Nacht und Nebel“ veranstalten, beteiligt sie sich als Veranstaltungsort und bietet ihre Räume Künstlern an. Oder das Gespräch mit der Kirche nebenan oder das Café. Also die Menschen docken hier noch an. Und ich habe nicht das Gefühl, dass sich das so schnell ändert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW