taz-Panterpreis: Aufstehn statt jammern!
Die taz kürt "HeldInnen des Alltags" mit dem Panter-Preis: Monika Bitter, Sebastian Klauder und Philipp Gliesing erhalten die Auszeichnung, weil sie sich engagieren: Für Hauptschüler und gegen Rechts.
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Jörg Thadeusz kam, und er legte die Beichte ab. "Ich habe", sagte er, "in den letzten Wochen dreimal angenehm vom Besitz eines VW Touareg geträumt." Und der Saal buhte. Dass er daraufhin versprach, sich dann eben doch lieber einen Jeep Cherokee zuzulegen, verbesserte seine Situation nicht gerade.
Thadeusz, der Fernsehmoderator, war ins "Radialsystem" am Berliner Ostbahnhof gekommen, um durch den Abend zu führen; Nils Koppruch, einst Sänger der Band Fink, und die vierköpfige Kapelle Brassappeal sorgten für die musikalische Umrahmung; auch Wibke Bruhns, die erste "heute"-Sprecherin, und die Schriftstellerin Tanja Dückers waren gekommen - und sie alle feierten mit der taz. Doch bei aller Prominenz: Im Mittelpunkt standen andere.
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Die taz vergab am Samstag, wie schon in den Vorjahren, dggie Panterpreise an "Heldinnen und Helden des Alltags" - und diese HeldInnen standen im Zentrum der Veranstaltung. Neun sozial engagierte Menschen oder Gruppen waren aus 250 Vorschlägen ausgewählt worden. Zwei der Nominierten bekamen nun die mit je 5.000 Euro dotierten Preise: Monika Bitter, die sich für HauptschülerInnen auf Lehrstellensuche einsetzt, erhielt den Jury-Preis. Sebastian Klauder und Philipp Gliesing, 24 und 23 Jahre alt, aus Pößneck in Thüringen, die dort die Übernahme des örtlichen Kulturhauses durch den rechtsextremen Anwalt Jürgen Rieger verhinderten und Aufklärungsarbeit gegen Fremdenfeindlichkeit leisten, bekamen den Preis der taz-LeserInnen. Kurz, es ging um soziales Engagement und Zivilcourage an diesem Abend.
Thadeusz Bekenntnis zu Beginn diente vor allem dazu, die moralischen Grenzen der taz-GenossInnen und -MitarbeiterInnen auszuloten. Den Besitz eines benzinschluckenden, die Welt irgendwann ganz sicher einmal vernichtenden Verkehrsmonsters jedenfalls hieß eine Mehrheit im Saal nicht gut. Für heimliches Rauchen im ICE-Klo dagegen bekam Thadeusz grünes Licht.
Wie es üblich ist bei Unternehmensveranstaltungen, kreiste die taz bei der taz-Veranstaltung auch ein wenig um sich selbst an diesem Abend, der am Buffet begann und an der Bar endete. Dass am Ende aber ein Gast ins Gästebuch schrieb, es sei schön, dass die taz "auch selbstkritisch" mit sich umgehe, lag gewiss auch daran, dass Gabriele Heise, eine taz-Genossin, daran erinnerte, dass auch bei der taz, trotz aller Klagen über im Vergleich zu anderen Zeitungen eher unprivilegierte Arbeitszustände, eher die Privilegierten dieser Gesellschaft arbeiten. Dass Heise das tat, hatte einen Grund: Sie überreichte als Mitglied der fünfköpfigen Jury den Panterpreis der Jury an Monika Bitter. Sie bekam ihn als Frau, die sich für die weniger Privilegierten einsetzt. Bitter, 55, ist Berufswahlpatin und hilft HauptschülerInnen, die, so Bitter, "sehr schlechte Chancen" haben, beim Aufbau der Zukunft. Sie setzte sich damit gegen die anderen Nominierten durch.
Auch die aber wurden ausgezeichnet - die Nominierung bestätigte sie in ihrer Arbeit. "Man kann jammern oder aufstehen und etwas tun", sagte taz-Chefredakteurin Bascha Mika. Und alle, die nominiert waren, gehören zu denen, die aufstehen und etwas tun.
Das soll mit dem Panterpreis, aber eben auch mit einer Nominierung gewürdigt werden. taz-Redakteur Bernd Pickert, der mit Gabriele Heise, Tanja Dückers, Wibke Bruhns und Bascha Mika die Panterpreis-Jury gebildet hatte, betonte denn auch: "Alle hätten ihn verdient gehabt." Und so feierten hinterher auch alle.
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