taz Panter Preisverleihung : Der gute Sinn der Sache
Zum 20. Jubiläum geht der taz Panter Preis in Halle an das Bündnis Kaiserslautern gegen Rechts. In vier Wochen folgt die zweite Preisverleihung in Bochum.

taz Panter Stiftung | Langsam führt Elke Schmitter ihre Laudatio zum Höhepunkt. Die Initiative, die den Panter Preis 2025 gewonnen habe, sei besonders gut vernetzt, gibt die Journalistin, die von 1992 bis 1994 Chefredakteurin der taz war, einen kleinen Hinweis. Die Initiative kümmere sich „um die manchmal schwarze Gegenwart sowie um eine helle Zukunft“. Hinter Schmitter auf der Bühne sitzen die acht Vertreter:innen der vier nominierten Organisationen und lauschen gespannt.
Im Nordwesten von Halle umfließt die Saale die kleine Peißnitzinsel, auf der am Samstagnachmittag die Bühne für den Panter Preis geschmückt ist. Die Bäume drumherum rauschen im Wind, der Regen hat mittlerweile wieder nachgelassen. Mit ruhiger Stimme und bedachten Worten erhöht Schmitter die Spannung. Sie sei sicher, dass sich die siegreiche Initiative auch auf dem Panter Preis vernetzen werde, „denn das ist der gute Sinn der Sache“.
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taz Panter Preisverleihung in Halle 2025

Der Panter Preis für zivilgesellschaftliches Engagement gibt es in diesem Jahr zum 20. Mal und die taz Panter Stiftung verleiht in gleich zweimal mit je 5.000 Euro. Die erste Verleihung war nun am vergangenen Samstag im Peißnitzhaus in Halle an der Saale, Sachsen-Anhalt. Die zweite Panter-Skulptur wird in einem Monat vergeben, am 5. Juli in Bochum, Nordrhein-Westfalen. Das gemeinsame Motto: Zusammen:Halt! – für ein friedliches und menschliches Miteinander.
Mehr als 6.600 Stimmen
Der Preis soll die demokratische Zivilgesellschaft stärken. Beworben hatten sich dafür rund 120 Initiativen, von denen am Ende acht nominiert wurden. Mehr als 6.600 Stimmen gaben die Leser:innen der taz und weitere Interessierte zwischen dem 30. April und dem 17. Mai ab, um darüber zu entscheiden, welche zwei Organisationen den Preis bekommen sollten. In Halle gibt es rund um den Panter Preis zudem ein Rahmenprogramm: Dennis Chiponda hat für seinen Podcast „Mauerecho – Ost trifft West“ die Autor*innen Alice Hasters und Aron Boks geladen und zum Abschluss geht es im „lost & found“-Talk darum, wie Kulturorte im Osten Deutschlands erhalten werden können.
Höhepunkt des Tages ist aber die Verleihung des Panter Preises. Unter den vier Nominierten in Halle ist auch der Verein losmachen. Für seine Mitglieder ist es ein Heimspiel, denn sie kommen aus der Stadt an der Saale und engagieren sich für mehrere Projekte, unter anderem für die Fairbric. Dabei gehe es um ein Kultur- und Bildungszentrum für nachhaltige Entwicklung, erklärt Anna Zeitler, erste Vorsitzende des Vereins, auf der Bühne. Mitten in der Stadt solle die Fairbric erlebbar machen, was Transformation bedeutet: Mit einem Gebrauchtmöbelkaufhaus, Workshops für Schüler:innen oder einem Café, das gerettete Lebensmittel verarbeitet.
Neben Zeitler auf der Bühne sitzen Xaver Kamm und Leonie Eberhart von der Stadtteilgewerkschaft Lobeda Solidarisch. Statt für bessere Arbeitsbedingung kämpfen sie für ein besseres Leben im Ortsteil Lobeda der Thüringer Stadt Jena. Mit rund 22.000 Einwohner:innnen ist es der größte Ortsteil, geprägt von Plattenbauten und prekären Lebenssituationen, erzählt Kamm auf der Bühne in Halle. „Wir helfen Menschen, die mit Sozialbehörden oder der Ausländerbehörde oder dem Vermieter Schwierigkeiten haben“, ergänzt Eberhart. Es gehe darum, Wissen zu sammeln und beratend zur Seite zu stehen.
Offene Gesellschaft im Vogtland
Als dritte Initiative aus einem ostdeutschen Land haben Doritta Kolb-Unglaub und Steffen Unglaub vom Verein colorido aus dem sächsischen Plauen auf der Bühne Platz genommen. Etwa 25 Personen aus der Stadt und dem umliegenden Vogtlandkreis setzen sich im Verein für eine offene Gesellschaft ein. Derzeit betreiben sie etwa eine Rechercheplattform zu rechten Übergriffen in der Region und den „BRING-UND-NIMM-Laden“ in Plauen.
Außerdem organisiert colorido regelmäßig das Fest „Don't be silent“, das ursprünglich eine Gegenveranstaltung zum Dritten Weg war, wie Steffen Unglaub erzählt. Der Dritte Weg ist eine elitäre Kleinstpartei, die sich am Nationalsozialismus orientiert. Allerdings könne das „Don't be silent“ in diesem Jahr nicht stattfinden: Das Geld fehlt.

Als einzige Initiative aus dem Westen ist an diesem Samstag das Bündnis Kaiserslautern gegen Rechts auf der Bühne vertreten. Neben Gelsenkirchen ist Kaiserslautern einer von zwei Wahlkreisen auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik, in dem die AfD den höchsten Zweitstimmenanteil bekam. Das Bündnis in Kaiserslautern gibt es allerdings schon länger: seit 2013. Damals hatte die Initiative noch mit der NPD zu tun, die heute Heimat heißt. Auch in Kaiserslautern war der Dritte Weg nach seiner Gründung 2013 aktiv.
In Halle auf der Bühne berichtet Zora Tischer, die Mitglieder des Bündnisses in Kaiserslautern hätten die rechten Strukturen nicht einfach hinnehmen wollen. So setze Kaiserslautern gegen Rechts mit Präventions- und Erinnerungsarbeit sowie Demonstrationen ein Gegengewicht.
Als vergangenes Jahr deutschlandweit gegen Rechtsextremismus auf die Straße gingen, demonstrierten in Kaiserslautern 6.000 Menschen – die größte Demo der Stadt jemals. Diverse Vereine hatten sich beteiligt und auch der weltweit bekannte 1. FC Kaiserslautern, habe bei einem Spiel dafür geworben, erinnert sich Christina Freunscht, die Kaiserslautern gegen Rechts am Samstag ebenfalls auf der Bühne vertrat.
Welche dieser vier Initiativen am Samstag den Preis bekommen sollte, darüber war vorab abgestimmt worden. Als Elke Schmitter ihre Rede beginnt, weiß sie schon, wer es sein wird. Doch sie nutzt die Aufmerksamkeit, um an das bisherige Leben der österreichischen Widerstandskämpferin Mélanie Berger-Volle zu erinnern. Als arme jüdische Trotzkistin, hatte diese zunächst gegen den Austrofaschismus und später gegen de Nationalsozialismus gekämpft. Allerdings war sie dabei nicht allein, sondern Teil einer Gruppe, „durch die sie werden konnte, wer sie ist“, betont Schmitter. „Eine Gruppe wie die Kandidaten für den Panter Preis.“
Die Gruppe, für die sich die Leser:innen entschieden hätten, sei schon besonders lange aktiv. „Ich freue mich, den taz Panter Preis 2025 zu übergeben – an das Bündnis Kaiserslautern gegen Rechts", sagt Schmitter. Kurz darauf halten Christina Freunscht und Zora Tischer den bunten Panter unter dem Beifall des Publikums und der drei anderen Initiativen in die Höhe.